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Lula da Silva: Er redet von Klassenkampf und tut der Wirtschaft gut

Man kann es den sogenannten Märkten kaum übel nehmen, dass sie zum Jahresbeginn in etwas nervös geworden sind. Da zog nach zwölf Jahren Pause wieder ein Mann in den Präsidentenpalast ein, der schon rein äußerlich betrachtet, mit seinem Vollbart, seiner häufig emporgereckten Faust und seiner Entourage aus alten Gewerkschaftskadern, wenig mit der Kultur in den Chefetagen und auf dem Börsenparkett zu tun hat. Und dann klangen auch noch seine Sprüche nach altmodischem Klassenkampf.

Der 77-jährige Lula da Silva von der Arbeiterpartei, der von 2003 bis 2010 schon mal Präsident war, versprach im Januar erst mal mehr Sozialausgaben, Umweltprogramme, eine Lockerung der Schuldenbremse. Viel Konkretes für Unternehmer und Banker war nicht dabei. Die brasilianische Währung schwankte daraufhin unsicher auf und ab, die nationalen Börsenkurse gingen ein paar Wochen lang auf Talfahrt. Finanzmarktkommentatoren charakterisierten da Silva als "unbelehrbar", als er wenige Tage nach dem Amtsantritt erst mal populistisch eine Benzinsteuer aussetzte und damit den Rat seines Wirtschaftsministers in den Wind schlug. Professoren von Business-Schools erklärten in Interviews, wie chancenlos doch so ein altmodischer Arbeiterführer in der modernen Serviceökonomie sei.

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