Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages hat sich in einer öffentlichen Anhörung zur Fußball-Weltmeisterschaft auch mit der Situation im Ausrichterland Katar beschäftigt. Dabei wurden Katar einerseits gesellschaftliche Fortschritte bescheinigt, andererseit wurden massive Menschenrechtsverletzungen beklagt.
05.07.2022
Nach Angaben von Amnesty International gibt es Fortschritte, aber auch Stagnation. "Spürbare Verbesserungen" gebe es fast nur auf den direkten WM-Baustellen. Dabei handele es sich lediglich um "etwa zwei Prozent" aller Arbeitsmigranten. Für das Gros der Arbeitnehmer habe sich die Situation nicht großartig verbessert. Einigkeit herrsche, dass die Fortschritte in Katar besser vorangingen als in den Nachbarländern der Region, auch wenn es tausende Todesfälle und systematische Menschenrechtsverstöße sowie Ausbeutung von Migranten gebe.
Einen gefährlichen Effekt der Vergabe von Großveranstaltungen an Regime sieht Thomas Beschorner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen. "Demokratisierungen und Liberalisierungen durch sportliche Großveranstaltungen finden de facto nicht statt und dienen nicht selten zur Stabilisierung und weltweiten Geltung von Unrechtsregimen", sagte Beschorner. "Im Sport sollten wir uns von der 'Wandel durch Handel'-Story verabschieden."
Die WM in Katar findet vom 21. November bis zum 18. Dezember statt. Das reiche Emirat wird immer wieder wegen Menschenrechtsverstößen und Ausbeutung von Migranten kritisiert. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück und führt Reformen zu Gunsten der ausländischen Arbeiter an. Für Wirbel hatten zuletzt auch Berichte über Diskriminierungen von Homosexuellen gesorgt. In Katar ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft.
Diese Nachricht wurde am 05.07.2022 im Programm Deutschlandfunk gesendet.