„Es sind Meisterwerke, auf die sich die Mitwirkenden und die Zuhörer immer wieder freuen können", heißt es in der Einführung des Konzerthauses Berlin zu einem Abend voller Dynamik, Glanz und Superkraft. Ein Abend, der zwei Evergreens des romantischen Repertoires unerhört frisch präsentiert: Antonín Dvoráks einziges Violinkonzert in a-Moll, op. 53 sowie Johannes Brahms' vierte und letzte Sinfonie in e-Moll, op. 98. Und es ist ein Abend, der von der kraftvollen Virtuosität des Violinisten Christian Tetzlaff genauso wie vom tiefen Brahms-Verständnis des Chefdirigenten Christoph Eschenbach geprägt wird.
Wie gut die beiden Musiker harmonieren, spürt man sofort - etwa, wenn sich Tetzlaff im ersten Satz des Violinkonzerts mit spielerischer Leichtigkeit von elegisch verträumt zu energetisch vorandrängend steigert und Eschenbach mit dem Orchester so mühelos wie majestätisch folgt. Dass Dvorák hier, als er 1879 mit der Komposition beginnt, klanglich an seine böhmische Heimat und slawische Tänze denkt, liegt nahe - sollte es aber auch so etwas wie eine „böhmische Tonalität" der Violine geben, Tetzlaff findet sie an diesem Abend.
Dvorák mit Superkraft, Brahms mit Druck und Melancholie Und je länger er spielt, desto mehr glaubt man, einen Rockstar zu sehen und zu hören, der sein Instrument in kurzen Pausen so mit zwei Händen umfängt, als wolle er darauf gleich noch ein E-Gitarren-Riff spielen. Tetzlaff vertieft sich immer weiter in die Musik, spannt den ganz großen Dvorák-Bogen und begeistert in einem fulminanten Finale mit so viel violinistischer Superkraft, dass man ihn, Dvorák natürlich auch, als Titelhelden für einen jener Hollywood-Blockbuster vorschlagen möchte. Zumindest wenn sich Eschenbach und das überzeugende Konzerthausorchester als „Sidekick" ebenso gewinnen lassen.