Nach einem ausgelassenen Fest mit viel Wein, inmitten der malerischen Reblandschaften des Schwarzwalds: Die Radiomoderatorin Beate Schmidbauer (Victoria Trauttmansdorff) macht sich zu Fuß auf den Heimweg, allein über dunkle Feldwege. Was dann passiert, darf der Zuschauer nur ahnen: eine Vergewaltigung. Gleich am nächsten Tag beginnt die Ermittlung, ihre Freundin, Kommissariatsleiterin Cornelia Harms (Steffi Kühnert) findet Beate vor dem Büro. Weil das Ganze für sie eine persönlichen Angelegenheit ist - beide waren gemeinsam auf dem Fest -, setzt sie ihre Kommissare Tobler und Berg auf den Fall an.
Es gibt kaum Spuren, dafür DNA vom Täter. Und die, so lernt man bald, lässt sich umfassend untersuchen: mögliche Haarfarbe, Augenfarbe, ungefähres Alter - auch die Bestimmung der Hautfarbe ist möglich. Der Ernsthaftigkeit des Themas zum Trotz vermutet Kommissar Berg (Hans-Jochen Wagner) direkt einen FC-Bayern-Fan als Täter. Einer der abendlichen Gäste hatte nämlich ein Lewandowski-Trikot (wohlgemerkt mit i) getragen, das reicht ihm schon aus, denn „so'nem Bayern-Fan ist alles zuzutrauen".
„Da geht's um Erbgut"
Also streiten Tobler und Berg im Auto über das Für und Wider. „Ich find das schon gut, dass wir da vorsichtig sind", sagt die Kommissarin (Eva Löbau). „Wenn wir aus der Täter-DNA ein paar mehr körperliche Merkmale rauslesen dürften, dann könnten wir auch die Anzahl der Verdächtigen reduzieren", entgegnet ihr Partner. Dann brauchte man nicht mehr Proben von fünfhundert Männern, sondern vielleicht nur noch von dreißig, so seine These. Darauf kontert Tobler: Von den dreißig erhielte man jedoch zu viele intime Informationen, „da geht's um Erbgut, um Krankheiten und so weiter."
Wo bleibt die Unschuldsvermutung?
Dieser „Tatort" wirft vor allem Fragen auf: Wie damit umgehen, dass die erweiterte DNA-Analyse den einzigen Hinweis auf einen Täter liefern kann, aber aus Datenschutzgründen nicht zugelassen wird? Ist automatisch jeder verdächtig, der keine DNA-Probe abgibt? Der Bayern-Fan Lewandowski kommentiert seine Weigerung mit: „Wenn man da mal nicht mitmacht, steht man sofort unter Verdacht - wo bleibt denn da bitte das Prinzip der Unschuldsvermutung!?"
Der Film endet mit einem Hinweis: Die erweiterte DNA-Analyse wurde am 13. Dezember 2019 auch in Deutschland eingeführt. Sie erlaubt, Haar- und Augenfarbe, Alter und Hautfarbe zu ermitteln. Die Zuschauer bleiben ratlos zurück, denn die Debatte erscheint plötzlich abgeschlossen. So überholt sich der „Tatort" in seiner Brisanz selbst.
Der Rebland läuft am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.