Thomas A. Herrig

Autor, Kulturjournalist M.A. & Digital Creative, Berlin

1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Fragen eines Jungwagnerianers: Reden wir über Richard Wagner

Jetzt, da zum ersten Mal seit langer Zeit keine Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth stattfinden, gibt es Muße nachzudenken über eine ketzerische Frage: Ist dieser Wagner überhaupt noch zeitgemäß? Und wenn ja: Wie kann man mehr junge Menschen für Wagner begeistern?

Ein Stadttheater in Rheinland-Pfalz: vor elf Jahren, ich bin siebzehn. Auf dem Spielplan steht „Die Walküre", und mein Vater fragt, ob ich mitkommen will. Ich kenne diesen Richard Wagner nicht, bin aber neugierig, mir das einmal anzuhören. Wir gehen gemeinsam hin - und dann kommt für mich die Überraschung: So einen Orchester-Sound habe ich bis dato noch nie gehört. Mir sträuben sich die Haare, ich bekomme Gänsehaut. Eins führt zum anderen, die „Walküre" zum „Rheingold", das „Rheingold" zum „Lohengrin", und ehe ich mich versehe, höre ich nicht nur das Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg" rauf und runter - nein, ich bezeichne mich sogar selbst als „Wagnerianer".

Es gibt schlechtere Hobbys, sollte man meinen. Und dennoch müssen wir reden, so als Wagnerianer und Kulturbegeisterte. Denn wir haben ein echtes Kommunikationsproblem. Warum? Weil der Klassik junge Menschen fehlen. Und allen voran den Wagnerianern. Sicher, klassische Musik ist gefühlt sowieso das Gegenteil von leichter Chart-Pop-Unterhaltungsmusik. Aber stimmt das denn? Von einem Wiener Dirigenten erzählt man mir, er lade zu den Proben immer auch Kinder auf die Bühne ein. Würden die dann unruhig, sei „der Mozart schlecht gespielt“ und es müsse weiter geprobt werden.

...

Zum Original