Valeria Shashenok ist während des Krieges zu einer der bekanntesten TikTokerinnen der Ukraine geworden. Millionen Menschen haben ihre Videos aus dem Luftschutzbunker in ihrer Heimatstadt Tschernihiw gesehen.
Valerias Videos zeigen den Alltag im Krieg, die Trümmer nach russischen Angriffen, allerdings unterlegt mit beschwingter Musik und einem sarkastischen: "Danke, Putin!".
Krieg, TikTok-Ästhetik und schwarzer Humor - wie passt das zusammen?
Den ganzen lang Tag hörte ich die Sirenen und mein Gehirn wollte diese Information nicht wahrhaben. Deswegen habe ich entschieden, mich darüber lustig zu machen. Und ich bin nicht die Einzige. Die ganze Ukraine macht Witze über Russland. Für uns ist das ein Teil unserer Kultur, es bedeutet: Wir sind stark genug, dass wir Witze darüber machen können. Valeria Shashenok, TikTokerinRund 50 Millionen Aufrufe hat das erfolgreichste Video der 20-Jährigen Fotografin, die auch schon vor dem Krieg auf TikTok und Instagram beliebt war, mit Reisevideos und Fotoprojekten.
Aber erst als sie anfing, typische TikTok-Memes wie "things in my house that make sense" im Kriegskontext zu benutzen, wurde sie weltweit bekannt.
Valeria Shashenok, TikTokerin Meine Witze auf TikTok sind sehr einfach. Zum Beispiel zeige ich mein Frühstück im Schutzraum, gekochte Eier - also ganz einfach: Putins Eier. Oder mein Vater kocht Kaffee mit einem Bunsenbrenner, weil wir keinen Strom hatten. Ich stelle mir dann einfach vor, dieses Feuer an Putins Hintern zu halten. Valeria Shashenok, TikTokerin Das ist der einfachste Weg, den Leuten zu vermitteln, was los ist. Ich kann die Wahrheit zeigen. Doch Mitte März, nach 17 Tagen im Schutzraum versteckt vor den Angriffen der russischen Armee, hält Valeria es nicht mehr aus. Sie beschließt, aus der Ukraine zu flüchten. Ihre Eltern bleiben dort. Über Polen und Deutschland schafft sie es nach Mailand, wo eine Gastfamilie auf sie wartet - ihre Flucht dokumentiert sie per Musikvideo.Immer wieder zeigt sie die Zerstörung ihrer Stadt, hier kommentiert mit einem sarkastischen: Putin hat das Krankenhaus repariert, sollte er in Russland auch mal machen.
Valeria Shashenok, TikTokerin Ich wollte den Leuten zeigen, dass mir das passiert ist, dass es die Realität ist und kein Witz... mein Vater rief mich an und sagte: 'Warum postest Du das? Du musst seine Mutter fragen. Geht es dir etwa nur um die Klicks?' Er ist merkwürdig.Im Exil macht sie weiter: Von Italien berichtet sie ihren 1,1 Millionen Followern, dass ihr 18 Jahre alter Cousin im Krieg ums Leben gekommen sei.
Valeria Shashenok, TikTokerin Wollen diese Leute, dass ich weiter im Bunker sitze oder dass jemand mich umbringt? Ich weiß es nicht. Warum sollte ich Angst davor haben, was die Leute denken? Ich bin mit mir selbst im Reinen.Eine Kritik, die auch in einzelnen Kommentaren zu ihren Videos anklingt: Es gehe Shashenok nur um Aufmerksamkeit und Reichweite, sie lebe mittlerweile ein angenehmes Leben im Ausland und mache sich über das Leid der Ukrainer lustig.
Valerias Geschichte erscheint nun auch als Buch. Das Kapitel "Rückkehr in die Ukraine" möchte sie so bald wie möglich hinzufügen. Ein bisschen Familien-Wiedersehen gibt es aber schon jetzt: mit ihrem Bruder und ihrer Nichte, die seit Kriegsbeginn in Deutschland leben.