Drei von vielleicht 10.000, ganz genau weiß niemand, wie viele Kriegsflüchtlinge derzeit jeden Tag in Berlin ankommen. Die drei Ukrainerinnen wollen weiter nach Dortmund. Am Berliner Hauptbahnhof holen sie sich die nötigen Informationen, unterstützt von einem freiwilligen Helfer.
Am Anfang war hier fast alles improvisiert - nun macht die Anlaufstelle im Hauptbahnhof einen etwas geordneteren Eindruck.
Was sich nicht geändert hat - die Verzweiflung bei vielen, die hier nach teilweise mehreren Tagen Flucht ankommen. Wie Olga und ihre Familie, aus Charkiv.
Olga "Es gibt so viele Bombardierungen. Mein Haus ist bombardiert worden. Es ist eine verrückte Zeit für uns, ich weiß gar nicht, was passiert ist. Ich habe keine Ahnung, was Putin von meinem Land will."Die 18-jährige Marta ist schon vor einigen Tagen in Berlin angekommen und bei privaten Helfern untergekommen. Es zieht sie immer wieder zurück zum Hauptbahnhof und den anderen Geflüchteten.
Marta Barbara Breuer, Berliner Stadtmission "Wenn die Leute sich hier eine Zeitlang aufgehalten haben, aufgewärmt haben, was gegessen haben, ihre Kinder versorgt haben, dann geht es hier weiter zu den Bussen. Die BVG stellt diese Busse, die Berliner Verkehrsgesellschaft. Die Leute werden dann, wenn ein Bus voll ist, weitergefahren entweder zum Ankunftszentrum oder in Unterkünfte, die schon bereitstehen." "Ich versuche, ihnen zu helfen, mit ihnen zu sprechen. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich mit meinen 18 Jahren einer Frau, die schon 50 ist, Ratschläge geben könnte, wie man weiterlebt."Nach der ersten Orientierung im Untergeschoss geht es entweder sofort weiter zum nächsten Zug oder hinauf in die sogenannte "Willkommenshalle" vor dem Bahnhof. Im Auftrag des Landes Berlin betreibt die Stadtmission den Sammelpunkt für diejenigen Geflüchteten, die eine Unterkunft in Berlin benötigen.
Barbara Breuer, Berliner Stadtmission "Ganz viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind gekommen, ohne aufgerufen worden zu sein, haben sich hier eingesetzt, und viele 24/7, haben ohne Grenzen gearbeitet. Aber auch mit dem Ergebnis, dass viele dann ausgebrannt sind. Die haben gemerkt, sie sind über ihre Grenzen gegangen, haben vergessen, zu essen, zu trinken, zu schlafen, und irgendwann, wenn sie dann angesprochen wurden, sind sie in Tränen ausgebrochen. Und das soll natürlich nicht Sinn der Sache sein."Mehr als 1.000 Geflüchtete pro Tag, die nicht weiterreisen oder bei Familie oder Freunden übernachten, muss Berlin auf diesem Weg unterbringen. An andere Bundesländer weiterverteilt werden können sie erst nach ihrer Registrierung. Und so muss die Stadt immer weitere Notunterkünfte schaffen.
Anastasia "Wenn die Leute merken, dass wir aus der Ukraine kommen, fragen sie gleich, wie sie uns helfen können. Alte Frauen haben gefragt, ob wir Hunger haben, und man will einfach nur weinen, jedes Mal, weil man noch so unter Schock steht."Am Hauptbahnhof haben Freiwillige sich zuerst selbst über Telegram-Gruppen organisiert, um den Ankommenden zu helfen - vieles davon haben nun soziale Träger wie die Stadtmission übernommen. Auch, um die Ehrenamtlichen zu schützen.
Für die Geflüchteten ist Hilfe wichtig, ob professionell organisiert oder spontan. Die Dankbarkeit dafür bei Familien wie der von Anastasia, die mit ihrer Tochter und zwei Neffen nach Berlin gekommen ist, ist riesig.