Im jungliberalen Wohnzimmer-Studio ist das gute Abschneiden der FDP bei den Erstwählern großes Thema. Doch das Selfie der ersten grün-gelben Sondierung regt die Fantasie von Podcaster Jonathan noch deutlich mehr an.
" Dieses absolute weirde Familien-Gruppenfoto, es ein bisschen: ja, wir fahren jetzt gemeinsam nach Sylt. Und hups, wir sind ja eigentlich in einen Swingerclub gestolpert."Gemeinsam mit Freundin Lea und anderen jungen Liberalen will der 22-Jährige in Artikeln, Tweets und Podcasts ein neues Image des typischen jungen FDP-Wählers schaffen. Das Klischee vom schnöseligen FDP-Erben soll der Vergangenheit angehören.
Lea Diedenhofen, Blog "Keep It Liberal "
"Ich komme nicht aus einem Akademiker-Haushalt. Ich bin die erste, die studiert. Da wäre ich wahrscheinlich auch völlig aus der Reihe."Jonathan Gebauer, Blog "Keep It Liberal " "Es ist beschämend. Ich bin der Vorzeige FDP-Wähler, zumindest was junge FDP-Wähler angeht. Ich komme aus einem Akademiker-Haushalt, der auch einigermaßen gut aufgestellt ist. Ich habe ein Unternehmen gegründet mit 22. Ich kleide mich gerne gut. Ich hab einen komplett deutschen Hintergrund. Noch dazu ist das wirklich ... Prototyp."
Die FDP ist bei den Erst- und Jungwählern enorm beliebt. Während es für SPD und CDU in dieser Wählergruppe seit Jahren bergab geht, hat sich spätestens bei dieser Wahl gezeigt: es wächst offenbar eine grün-gelbe Generation heran. Welche Themen bewegen die?
"Die setzen sich z.B. für die Kiffer ein. Die setzen sich für allgemein für die Parks ein und noch mehr Jugend-Angebote." "Für die jüngeren Menschen ist die FDP etwas moderner. Etwas besser. Nicht so konservativ." "Ich halt, muss ich ehrlich sagen, fast gar nichts von denen. Ich finde diesen wirtschaftsliberalen Ansatz, ich glaube nicht, dass das besonders zur Bekämpfung des Klimawandels irgendwie effektiv ist." "Man hat auch gesehen in der Corona-Pandemie, dass gerade die GroKo sich ziemlich wenig um junge Menschen geschert hat, sei es jetzt Schüler, Azubis oder Studenten. Man wurde so ein bisschen vergessen und da hat man glaube ich als junger Mensch sich nicht besonders von der CDU von der SPD angesprochen gefühlt und so glaube ich, ist eigentlich relativ klar gewesen, dass es sich auf Liberale und auf die Grünen dann am Ende ausbreiten wird." "Also ich weiß noch, wie ich 2017, als ich Abi gemacht habe, auch FDP gewählt habe. Einfach weil Digitalisierung war das Programm und ich bin in meine Schulen, auf denen ich war, waren digitales Brachland, das kann man sich nicht vorstellen. Da ist man ja mit dem Projektor verheiratet. Ich weiß, dass das ein Thema war, das den Leuten auf die Nerven gegangen ist."In Hamburg trifft sich die Grüne Jugend auf dem Uni Campus zur Nach-Wahl-Besprechung.
"Die Grünen sind stärkste Kraft bei den unter 30Jährigen, was ultra nice ist."Eine Koalition mit der FDP finden nicht alle hier so nice. Die Partei wird Zugeständnisse machen müssen, die Grüne Jugend sieht sich dabei als Korrektiv.
Madeleine Cwiertnia, Sprecherin Grüne Jugend Hamburg "Also, ich glaube, allen ist bekannt, dass wir mehr Unterschiede zu der FDP haben, als wir Gemeinsamkeiten haben. Vielleicht das Positive zum Anfang: Natürlich können wir uns bei gesellschaftspolitischen Themen an vielen Stellen einigen. Auch wir streiten dafür, dass Schwangerschaftsabbrüche legalisiert werden, dass Cannabis legalisiert wird als Beispiel. Und ich glaube, da gibt es viele Gemeinsamkeiten, die bei den Themen auch einen Schwung reinbringen könnten. Aber, und das ist unser Ziel und unser Anspruch: Wir wollen eine Koalition, die das Leben im Alltag für die Menschen besser macht und die unsere ökologischen Lebensgrundlagen endlich sichert, und ich glaube, da sind wir an vielen Stellen sehr weit weg von der FDP."
Der Streit um die richtige Politik zum Klimaschutz dürfte einer der Knackpunkte für die Generation grün-gelb werden, das sieht man auch bei den Berliner Jungliberalen so. Doch die Blogger meinen, einen Mittelweg zwischen Verboten und Vertrauen in den Markt ausgemacht zu haben.
Jonathan Gebauer, Blog "Keep It Liberal " "Es würde mich sehr wundern, wenn man sich mit den Grünen nicht auf einen Emisionsshandel einigen kann, der ja ein allumfassendes Verbot ist am Ende der Tage...
Vielleicht trauen Sie uns das jetzt auch zu mit den Grünen das umzusetzen. Genau. Wir haben jetzt Grüne, die hauen uns auf die Finger, dass wir das auch wirklich machen, was sehr wünschenswert wäre."Wie viele der Themen der Jungwähler tatsächlich von der künftigen Regierung angepackt werden, das werden Jungliberale wie Lea und Jonathan und die Grüne Jugend genau beobachten. Sie stellen 44% der Erstwähler[BF1] - mit der Generation grün-gelbsollte es sich keine Regierung verscherzen.