Dalia Mya auf TikTok. Die Berlinerin hat sechs Millionen Follower, auf der Videoplattform ist sie ein Star. Dalia gibt Beauty-Tipps und singt ihre Lieblingslieder nach. Provokant ist das nicht - und trotzdem bekommt sie fast täglich Hassnachrichten. Wie geht sie damit um? Wir besuchen Dalia zu Hause. Um ihre Privatsphäre zu schützen, zeigen wir die Umgebung der Wohnung nicht. Ihre ersten Videos drehte Dalia 2017, nach dem mittleren Schulabschluss wurden sie zur Vollzeitbeschäftigung - inklusive der Hassbotschaften.
Dalia Mya, TikTok-Star "Diese Kommentare habe ich jetzt gestern Abend rausgesucht. Die habe ich gefunden von den letzten ein, zwei Tagen: ›Du solltest sterben gehen. Keiner braucht dich.‹ ›Du bist so hässlich.‹ ›Deine armen Eltern, die sowas auf die Welt gebracht haben.‹ ›Du bist das Allerletzte.‹ ›Du bist so ekelhaft.‹ Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass es komplett zunimmt gerade. In der Corona-Zeit. Alle sind zu Hause und ich habe das Gefühl, dadurch haten noch mehr Leute, weil den allen langweilig ist und die nichts zu tun haben. Und die dann viel auf Social Media unterwegs sind. Ich glaube einfach auch, dass viele Eltern gar nicht wissen, was die Kinder im Internet machen. Weil es ja auch teilweise sehr junge Leute sind, die haten, was man auch sehr oft an der Rechtschreibung sieht, ehrlich gesagt."Nach Angaben des Unternehmens nutzen mehr als 100 Millionen Menschen in Europa die App TikTok. Laut Recherchen des Finanzmagazins Bloomberg sollen es allein in Deutschland 10,7 Millionen vor allem junge Nutzerinnen und Nutzer sein.
Die Luftballons sind Überbleibsel von Dalias 19. Geburtstag. Als sie mit TikTok anfing, war sie noch nicht volljährig.
Dascha Lehmann, Mutter von Dalia "Ich habe gesagt, ich schmeiße die noch nicht weg, ich fand das schön. Bisschen Farbe jetzt." Rachelle Pouplier, DER SPIEGEL "Wie war das denn für Sie als Mama damals, als Dalia auch noch jung war, als sie das erste Mal solche Kommentare bekommen hat?" Dascha Lehmann, Mutter von Dalia "Es ist schwer und traurig und unverständlich und das macht dann halt manchmal auch wütend. Aber man kann nichts machen. Es ist schon gut, dass sie weiß, dass man es nicht zu persönlich nehmen muss, weil ich weiß auch nicht, die meisten Leute sind, glaube ich, traurig die so etwas schreiben, oder irgendetwas ist zuhause mit denen. Ich weiß es nicht. Ich finde es auch wirklich unverständlich, aber sie geht damit gut um. Besser als ich. "Dalias Umgang mit Hass und Missgunst: Positiv bleiben, Hater ignorieren. Doch nicht immer gelingt ihr das.
Dalia Mya, TikTok-Star "Wenn es irgendetwas gegen einen persönlich ist oder wenn man etwas erzählt, worauf man stolz ist oder was man vielleicht geschafft hat und die Leute es dann einem nicht gönnen, dann ist es auf jeden Fall schwer, finde ich. Also z.B. ich habe letztes Jahr bei den ›Kid's Choice Awards‹ gewonnen, und das haben mir natürlich auch viele nicht gegönnt. Aber wie gesagt, mir haben es auch sehr viele gegönnt und das versuche ich immer im Kopf zu behalten." Rachelle Pouplier, DER SPIEGEL "Ich kann mir vorstellen, dass man trotzdem auch mal Angst hat: Was ist, wenn von diesen anonymen Profilen irgendwie ein Verrückter dabei ist oder so. Ich weiß nicht, ob du dir solche Gedanken machst?" Dalia Mya, TikTok-Star"Ja, doch schon. Ich mache mir schon Gedanken darüber und ich bin auch nicht so gerne alleine unterwegs. Auch jetzt abends nicht oder so, aber ich glaube, das hat jetzt gar nicht nur damit etwas zu tun, sondern allgemein. Aber klar mache ich mir schon manchmal Gedanken, weil es gibt halt schon viele komische Leute, die einem schreiben. Da denke ich. Ok, was wäre, wenn ich die Person jetzt wirklich treffen würde oder so. Aber ich bin eigentlich nicht so oft allein unterwegs. Man muss halt versuchen drüber zu stehen und sich zu denken, die sind nur neidisch und an einfach probieren immer das Positive zu sehen und nicht nur die negativen Kommentare."
Anzeige erstattet hat Dalia noch gegen keinen Absender der Hassnachrichten. Bislang kommt sie mit ihrer Strategie gut klar: Ignorieren - und weitertanzen.