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The Sorority: Ein Frauenverein gegen Alte-Männer-Clubs

Das Frauennetzwerk Sorority im Interview

„Die Frage nach Vereinbarkeit sollte 2015 nicht mehr gestellt werden müssen", finden die Gründerinnen von The Sorority. Sie haben genug von Alltagssexismus und struktureller Benachteiligung und packen an.

Gerade in Führungspositionen werden Jobs oft nicht über Stellenausschreibungen, sondern über Netzwerke und Bekanntschaften vergeben. „Man kennt da wen." Traditionell haben sich Frauen immer schon seltener professionell vernetzt, während sich Männer in ihren Bündnissen gegenseitig Macht zugeschoben haben. Mit „ The Sorority" ironisiert eine Gruppe junger Frauen diese Old Boys Clubs und will männlich geprägte Strukturen in der Arbeitswelt aufbrechen.

Mit den Clubs der alten Männer haben sie allerdings nur eines gemein: Das gegenseitige Fördern auf persönlicher wie beruflicher Ebene. Ansonsten kommt The Sorority mit sehr modernem und offenem Auftritt und transparenten Strukturen daher. Die Webseite und stets aktuelle Facebook-Seite etwa sollen zur leichten Kontaktaufnahme einladen.

Über informelle Treffen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen sollen Frauen sich vernetzen und gegenseitig bestärken. Unter dem Namen „ Deine Mutter " sprachen Frauen verschiedener Generationen über ihre Berufserfahrung und wie sich Feminismus im Laufe der Jahre verändert hat. Es gab Workshops zu Selbstmarketing und Stimmtraining, und auch berufliche Beziehungen sollen gezielt gefördert werden. Also fast wie die alten Männer, nur ohne gläserne Decken, Sexismus und Intransparenz.

Im Interview haben wir mit The Sorority darüber gesprochen, welche Erfahrungen sie mit Sexismus gemacht haben, warum Männer keinen Kuchen für das Fest backen und wieso sie sich ausgerechnet "Sorority" genannt haben.

Wann und mit welcher Motivation wurde The Sorority gegründet?

Therese: Die Sorority gibt es inoffiziell seit Dezember 2013, im August 2014 haben wir dann schlussendlich den Verein gegründet. Katharina und ich haben uns 2007 während einer Studienreise kennengelernt, und haben von da an recht viel Zeit im Kaffeehaus und Gesprächen über Feminismus verbracht. Eigentlich hatten wir von Anfang an eine vage Idee, eine Art Frauennetzwerk für Berufliches zu gründen. Schlichtweg deswegen, weil wir gemerkt haben, dass Alltagssexismen kein Hirngespinst sind und dass das Thema Karriere für Frauen nach wie vor komplexer ist, als für Männer.

Wie sieht eure Arbeit zum Vernetzen und Fördern von Frauen genau aus? Wie sind Männerbünde traditionell meist strukturiert? Welche Teile davon versucht The Sorority sich abzuschauen bzw. hinter sich zu lassen? Habt ihr auch persönliche Erfahrungen gemacht, dass Frauen im Job sich schwerer tun selbstbewusst aufzutreten, sich zu vernetzen, oder gar von oben diskriminiert werden?

Katharina: Grundsätzlich versuchen wir Strukturen und Räume zu schaffen, in denen sich unsere Mitglieder niederschwellig über Professionelles austauschen können: Das passiert über unsere monatlichen Mitgliedertreffen, über unsere Workshop-Reihen, unsere öffentlichen Veranstaltungen - und ab und an, auch über Feste. Sandra: Zu viele Frauen, die im Job mit Schwierigkeiten kämpfen, glauben, dass persönliche Schwächen ihr Problem sind und sie einfach zu wenig Durchsetzungsvermögen, Eloquenz oder Fachkompetenz hätten. Dabei sind oft ungleiche, strukturell bedingte Machtverhältnisse im Beruf ihr Problem. Durch den Austausch im Verein wird das sichtbarer. Als geschlossenes Netzwerk sind wir ein Kollektiv, dass das vermeintlich Private öffentlich macht.

Katharina: Die einzige Parallele, die man ziehen könnte, ist die Kombination von informellem Netzwerken und konkretem Netzwerken für berufliche Zwecke, das wir auch bei der Sorority anstreben. Wir ziehen den Vergleich mit Männerbünden oft, um diese zu ironisieren, da die Unterschiede sehr markant sind: Wir versuchen nicht exklusiv zu sein - je größer unser Netzwerk ist, umso besser - und wir sind dezidiert parteilos.

Katharina: Grundsätzlich weiß jede junge Frau, dass Alter und Geschlecht, besonders in Kombination miteinander, nicht unbedingt immer dazu beitragen, dass man in seiner Arbeit ernst genommen wird. Kaum eine Frau aus unserem Netzwerk hat noch nie Sexismus - egal von welcher Ebene - erlebt. Das beginnt bei ungewollten Komplimenten, geht über offensichtliche Bevorzugung von männlichen Kollegen zu tatsächlichen Gehaltsunterschieden - das Repertoire aus dem Fundus unserer Mitglieder ist nicht unbedingt klein. Therese: Was noch dazu kommt, ist, dass die Sozialisierung von Männern und Frauen einfach nach wie vor unterschiedlich ist. Frauen oder Mädchen werden tendenziell dazu angehalten, Rücksicht zu nehmen, nicht vorlaut zu sein, sich nicht in den Mittelpunkt zu drängen, bescheiden zu sein. Das trägt natürlich nicht dazu bei, sich im Jobumfeld erfolgreich behaupten zu können.

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