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torial Blog | Netzwelt-Rückblick Oktober: Aus für Google+, Facebook Fanpages, zwei Internet-Versteher und moderne Geschichtsschreibung

Netzwelt-Rückblick Oktober: Aus für Google+, Facebook Fanpages, zwei Internet-Versteher und moderne Geschichtsschreibung

Im Netzwelt-Rückblick Oktober geht es um den Tod einer Geisterstadt im Netz, Klagen gegen die Datenkrake Facebook, zwei Internet-Versteher, die weit verbreiteter Netzkritik begegnen und einer modernen Idee, wie man Zeitgeschichte neu erzählt.


Google+: Tod einer Geisterstadt

In der September-Ausgabe unseres Netzwelt-Rückblicks ging es um 20 Jahre Google. Kein so ruhmreiches Kapitel war Google+, einer der zahlreichen Versuche Googles, ein Konkurrenz-Netzwerk zu Facebook aufzubauen. So richtig abgehoben ist Google+ nie, schnell war es als Geisterstadt verschrien. Als jetzt noch eine Sicherheitslücke bekannt wurde, die bis zu 500.000 Konten betroffen hat, zog die Google-Mutter Alphabet jetzt den Stecker. Die Tagesschau erklärt die Hintergründe der Panne, Lisa Hegemann hat auf Zeit Online sehr persönlich aufgeschrieben, warum Google+ eher das Gegenteil eines Netzwerkes geblieben ist.


Die neue mobile Google-Suche denkt mit

Mehr Beachtung durfte eine Neuerung bei der Google-Suche erfahren. Unter dem Namen Discover bietet Google auf seiner mobilen Website demnächst unter dem Suchfeld eine Liste mit personalisierten Inhalten an: Das dürfte ein leichtes sein, angesichts des gewaltigen Datenschatzes, auf dem Google sitzt (Suche, Chrome-Browser, Android-Betriebssystem) Ganz nach der Devise von Ex-Google-Chef Eric Schmidt: Ich denke, dass die meisten Menschen nicht wollen, dass Google ihre Fragen beantwortet. Sie wollen, dass Google ihnen sagt, was sie als Nächstes tun sollen. Simon Hurtz ordnet den Google-Move auf sz.de ein.


Facebook wird wegen Fanpages verklagt

Facebook hat gerade mal wieder ein Datenschutz-Problem. Konkret geht es um die Umsetzung eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes vom vergangenen Jahr, in dem das oberste Gericht feststellte, dass Betreiber von Facebook-Fanpages eine Mitverantwortung für den Datenschutz der Besucher tragen. Facebook bietet aber weiter keine Möglichkeit, Fanpages im Einklang mit der EU-Datenschutzgrundverordnung zu betreiben: Die Betreiber von Fanpages können immer noch nicht nachvollziehen, wie Facebook auf ihren Seiten Daten sammelt - oder dies gar abstellen. Deswegen haben erst die Grünen und später auch die Verbraucherzentrale Sachsen Facebook verklagt.


Bleibtreu braucht das Internet nicht

Der Schauspieler Moritz Bleibtreu hat in einem Interview mit der Welt am Sonntag tatsächlich gefordert, das Internet abzuschaffen, weil dort soviel Gewalt gezeigt wird. Internet-Versteher Dirk von Gehlen hat das auf seinem Blog zum Anlass genommen, drei gängige Internet-Kritik-Muster vorzustellen. Dabei arbeitet er heraus, warum die Kritik meist auf einem unzureichenden Netz-Verständnis beruht und oft eher eine Gesellschaftskritik ist.


Das Smartphone - Projektionsfläche für Kapitalismuskritik

Neben Dirk von Gehlen zählt auch Sascha Lobo zu den großen Internet-Verstehern. In seiner Kolumne „Die Mensch-Maschine" erklärt er uns, warum die deutsche Smartphone-Kritik - ein Verwandter der Internet-Kritik - nichts taugt. Die oft geäußerte Frage „Was macht das mit unseren Kindern?" wird meistens mit allen möglichen Krankheitssymptomen beantwortet - ein Framing, das Lobo auf die Palme bringt. Er sieht im „Smartphone den Kristallisationspunkt des heutigen Kapitalismus und damit der heutigen Gesellschaft". Natürlich ist das Smartphone nicht per se schlecht, aber manchmal kann es auch ganz gut sein, das Ding mal für ein paar Stunden beiseite zu legen. Frankreich hat mit seinem Handy-Verbot in Schulen jedenfalls gute Erfahrungen gemacht.


Bayerische Revolution lässt sich auf Whatsapp nacherleben

Der November ist gerade in Deutschland ein geschichtsträchtiger Monat. Vor 100 Jahren ging der Erste Weltkrieg und hierzulande auch das Zeitalter der Monarchie zu Ende. Als erstes Königshaus stürzten die Wittelsbacher in Bayern, nachdem der USPD-Politiker Kurt Eisner mit einer Rede auf der Theresienwiese am 7. November 1918 den Freistaat Bayern ausgerufen hatte. Der Bayerische Rundfunk macht die Geschehnisse in seinem Messenger Projekt „Ich, Eisner" nacherlebbar: Bis Ende Februar gibt es täglich ein paar Posts, die den Gedanken und Reden Eisners und seiner Mitstreiter vor genau 100 Jahren nachempfunden sind.


Das war's für den Oktober, bis zur nächsten Ausgabe des Torial-Netzwelt-Rückblicks!


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