Stella Kennedy

Crossmediale Journalistin und Kolumnistin, Kiel

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Mehr Schutz im Rauch

Stand: 20.03.2022 06:00 Uhr

Der 14-jährige Schüler und Sohn eines Feuerwehrmannes, Lasse Marten aus Preetz, wird mit seinem Feuerwehrhelm, der Einsatzkräfte in verrauchten Räumen vor Hindernissen warnt, Landessieger bei „Jugend forscht".

von Stella Kennedy

Auf dem knalligen Kapuzenpullover von Lasse Marten steht in fetten Lettern „Future" und wenn jemand nützliche Talente für eine innovative Zukunft hat, dann der junge Erfinder. Für den Schüler aus Preetz, mit den Lieblingsfächern Mathe, Physik und Chemie, gibt es kein technisches Problem, was nicht lösbar wäre. Mit drei Jahren bediente er zum Erstaunen seiner Mutter intuitiv die Nintendo-Konsole der Eltern, mit sechs Jahren experimentierte er wie ein Großer mit dem Chemie-Baukasten. Nun, mit vierzehn, wurde er vergangene Woche Landessieger im Wettbewerb "Jugend forscht" in der Kategorie "Arbeitswelt". Lasse Marten hat einen Hightech-Feuerwehrhelm entwickelt, der Einsatzkräfte besser schützen soll.

Ein Helm, der im dichten Qualm für Orientierung sorgt

Es war Lasses Chemie-Lehrer, der ihm im vergangenen Jahr nach den Sommerferien vorschlug, er solle doch unbedingt ins Team des Schülerforschungszentrums der Kieler Forschungswerkstatt. "Mein Lehrer hat mich dazu motiviert, was Nützliches zu erfinden", erzählt Lasse. "Und das hab' ich gemacht". Lasse präparierte dazu einen Feuerwehrhelm, den ihm sein Vater - selbst Feuerwehrmann - zur Verfügung stellte. Die eingebaute Technik gibt nun Warntöne ab, wenn sich Hindernisse in unmittelbarer Nähe befinden.

"Man muss sich vorstellen, dass man bei dichtem Qualm noch nicht mal seine eigene Hand vor den Augen sieht", erzählt der Schüler. Im Kriechgang müssen sich die Einsatzkräfte tastend durch den Rauch bewegen. Sein Helm aber hat die Fähigkeit, die Feuerwehrleute vor Wänden, offenen Türen oder herabhängenden Teilen zu warnen. "Das macht dann so einen Piepton, ähnlich wie der Signalton im Auto beim Rückwärts einparken", erklärt Lasse. Dafür hat er ein kleines Board und einen Ultraschallsensor mit Lautsprecher und Schalter in dem Helm verbaut.

Als Statist im brennenden Haus

Wie es sich anfühlt, als Opfer in einem brennenden Haus auf die Feuerwehr zu warten, kennt Lasse gut. Glücklicherweise aber nur als Statist: Lasses Vater, der in Preetz in der feuerwehrtechnischen Zentrale arbeitet, nahm seinen Sohn oft zu Übungen mit. "Als ich mir dann ein Projekt für 'Jugend forscht' aussuchen musste, hab ich überlegt, wie Einsatzkräfte sich besser in verqualmten Räumen orientieren können und bin so auf die Helm-Idee gekommen", sagt der junge Erfinder.

Feuerwehrhelm meistert den Praxistest

Doch funktioniert der Helm auch in der Gefahrensimulation? Am Tag bevor Lasse seinen Helm beim Landeswettbewerb von "Jugend forscht" präsentierte, wurde er der großen Feuerprobe oder besser Rauchprobe unterzogen. Feuerwehrmann Swante Lamprecht kroch mit Lasses Helm auf dem Kopf und in Schutzbekleidung und Atemschutzgerät durch die speziell mit Diskonebel verqualmten Übungsräume im Preetzer Trainingscenter.

Lamprechts Fazit ist positiv. Er beschreibt, dass der Helm schon reagierte, bevor er selbst mit seiner Hand die Wand ertastete. Test bestanden! Lasse ist stolz, sein Plan mit dem Helm Feuerwehrleute bei ihren Einsätzen besser zu schützen, geht auf. Jetzt hofft er darauf, dass der Hightech-Helm irgendwann bei der Feuerwehr Standard wird.

Preetzer Schüler möchte Astrophysik studieren

Lasse Marten sitzt vor seinem Computer in der Forschungswerkstatt. Neben ihm der Helm und sein technischer Baukasten, vor ihm auf dem Bildschirm laufen Codezeichen. "Das ist die Programmiersprache C++, die habe ich mir selbst beigebracht und mit der programmiere ich auch schon seit Jahren zuhause", erzählt der 14-Jährige. Gerade hat er noch schnell den Code für den Sensor umgeschrieben, damit der Lautsprecher am Helm in noch schnelleren Abständen Pieptöne von sich gibt, aber das ist noch nicht alles.

Bei all der Leidenschaft für die Feuerwehr hat der technisch-begabte Schüler noch eine andere Passion. "Wenn ich mit der Schule fertig bin, will ich Astrophysiker werden", sagt Lasse. "Wegen meiner Diabetes kann ich zwar nicht zum Mond reisen, aber so was wie Roboter bauen, Landungen planen auf dem Mars, das finde ich total spannend", erzählt er begeistert. "Nach dem Helm ist mein nächstes Ziel, was für den Weltraum zu erfinden, aber noch ist mir nichts eingefallen." Aber das heißt bei Lasse gar nichts.

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