Tanja Banner

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Komet Ison: Ein Teil von Komet Ison hat überlebt

Der Komet Ison (unten) bewegt sich auf die Sonne zu. Die Aufnahme entstand mit Hilfe von SOHO (Solar and Heliospheric Observatory). Die Sonne wurde abgedeckt, da sie alles überstrahlen würde. Anschließend wurde eine Aufnahme der Sonne eingefügt, die vom SDO (Solar Dynamics Observatory). Foto: NASA/AFP

Komet Ison nähert sich planmäßig der Sonne - und taucht nicht mehr auf. Nachdem etliche Wissenschaftler den Kometen bereits abgeschrieben haben, erscheint ein Teil von ihm doch wieder in den Aufnahmen.

Totgesagte leben länger: Komet Ison ist nach seiner Annäherung an die Sonne und dem anschließenden Verschwinden überraschend wieder aufgetaucht. Das zeigen Aufnahmen der Sonnensonde SOHO (Solar and Heliospheric Observatory). Zuvor verbreitete bereits der Kometenforscher Karl Battams im Blog der "NASA Comet ISON Observing Campaign" Optimismus: Er habe auf der Flugbahn des Kometen einen Staubfleck entdeckt, der nicht mehr verschwinden wollte, schreibt er in seinem Blogeintrag. "Wir sehen etwas, das langsam anfängt, heller zu werden".

Deshalb stellt er eine Theorie auf, die im Laufe des Tages immer mehr Anhänger findet. Seine Theorie: Ison begann, große Teile zu verlieren, als er sich der Sonne näherte. Als der Komet sich durch die Sonnenkorona bewegte, könnte er seinen Schweif verloren haben. Was der Sonne am Ende entkam, könnte ein kleiner, aber möglicherweise zusammenhängender Kometenkern gewesen sein, mutmaßt Battams in seinem Blogbeitrag. Dieser Kern könnte weiter Staub und Gas abgeben - sein Schweif kehrt zurück.

"Die Theorie hat Löcher", dessen ist sich Battams durchaus bewusst, wie er in seinem Blogbeitrag schreibt. "Aber es sieht so aus, als ob zumindest ein kleiner Teil von Ison überlebt hat und Material abgibt." Bis die Wissenschaftler das Rätsel um Ison klären können, bittet Battams um etwas Geduld: "Wir analysieren die Daten und versuchen herauszufinden, was passiert."

Experten sind verblüfft

Bis auf 1,17 Millionen Kilometer hatte sich der Komet Ison in der Nacht der Sonne genähert. Mehrere Raumsonden, die gewöhnlich die Sonne beobachten, hatten Ison auf dem Weg zum Perihel - dem sonnennächsten Punkt seiner Flugbahn - beobachtet, darunter auch die von Nasa und ESA betriebene Sonde SOHO. Es sei unwahrscheinlich, dass Ison die Annäherung an die Sonne überstanden habe, schrieb die US-Raumfahrtbehörde Nasa noch in der Nacht auf ihrer Website. Denn der Komet wurde schwächer, während er von SOHO beobachtet wurde und konnte anschließend gar nicht mehr entdeckt werden.

"Im Solar Dynamics Observatory (SDO) konnten wir den Kometen gar nicht sehen", erklärt Dean Pesnell vom Nasa-Sonnenobservatorium Solar Dynamics Observatory. "Deshalb gehen wir davon aus, dass er vor dem Perihel auseinandergebrochen und zerfallen ist".

Ob Ison, der als "Adventsstern", "Weihnachtsstern" oder gar "Jahrhundertkomet" angekündigt war, Anfang Dezember am Himmel zu sehen sein wird, ist noch nicht klar. Auf Twitter jedenfalls löste die Rückkehr des Kometen große Begeisterung aus. Viele Astronomen hingegen sind äußerst erstaunt. "Das ist ohne Frage der außergewöhnlichste Komet, den ich und viele andere Astronomen jemals gesehen haben", schreibt Battams.

Der Astronom und Blogger Phil Plait sieht das ähnlich: "An dieser Stelle werde ich keine weiteren Rückschlüsse mehr aus diesem Kometen ziehen, er scheint uns verwirren zu wollen", schreibt er in seinem Blog "Bad Astronomer". "Ich habe von Kometenexperten gehört, dass sie genauso verblüfft sind."

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