52 Abos und 8 Abonnenten
Reportage

Mongolen Disko

Es ist kalt in Ulaanbaatar. Ich friere trotz meiner Pelzmütze, während ich an einer Straßenecke auf einen Bekannten warte. Er hat Einfluss in der Mongolei und ich hoffe, dass er mir bei meinem Projekt behilflich sein kann. Denn ich interessiere mich für reiche Mongolen. Vergnügt sagt er, er kenne sie alle. Er erzählt mir von Rolls-Royces und von Helikoptern, die das Abendessen aus Korea einfliegen. Das ist genau das, was ich für meine Reportage suche und so frage ich, wie ich diese Leute denn kennenlernen könne. Die Antwort ist sehr deutlich: »Gar nicht!« – mein Projekt könne ich gleich wieder vergessen. Ich würde damit nur Probleme bekommen und ihn unweigerlich mit in diese Probleme hineinziehen. Ich müsste sogar damit rechnen, dass ich nie wieder in die Mongolei einreisen dürfe. Das halte ich für übertrieben. Auch ein befreundeter Journalist warnt mich, dass in der Mongolei Journalisten, die sich kritisch über korrupte Beamte geäußert haben, wegen Verleumdung oder übler Nachrede bestraft wurden. Aber schließlich möchte ich auch keine Korruptionsskandale aufdecken.

Der Velvet Club soll der exklusivste Club Ulaanbaatars sein. Auf der Karte steht Champagner für 18 000 Dollar. Zwar ist das Fotografieren verboten, aber ich bekomme kurzfristig eine Genehmigung. Bevor ich jedoch das erste Mal auf den Auslöser drücken kann, wird die Erlaubnis zurückgenommen. Es seien Parlamentsabgeordnete im Club und sicherheitshalber muss ich die Kamera abgeben. Ein junger Mongole Anfang 20, Odbayar Bayarmagnai, wird Zeuge der Szene und lacht amüsiert. Er ist umgeben von Models, lädt mich auf einen Drink ein und lässt gleich noch eine Flasche Wodka kommen. Er trägt einen maßgeschneiderten Anzug und zeigt mir stolz seine goldene Uhr mit einer Gravur der mongolischen Flagge. Auf dem Ärmel seines Hemdes ist sein Name eingestickt. Vorsichtig erkläre ich ihm mein Projekt. Bayarmagnai ist der CEO von Octopus Consulting und bietet mir seine Hilfe an. Wir fahren ins Brix, einen weiteren schicken Club in der Hauptstadt, wo eine Modenschau stattfindet. Im Anschluss lädt mich Bayarmagnai ein, am nächsten Morgen im Fluss Tuul schwimmen zu gehen. Wir treffen uns um sieben, es sind minus 20 Grad am Fluss. Bayarmagnai und seine Freunde fahren mit ihren Autos direkt ans Ufer. Dann geht es sehr schnell, alle ziehen sich aus und springen nacheinander in das eiskalte Wasser. Wir müssen uns beeilen, um ohne Schaden wieder aus der Kälte zu kommen.

Stadt im Wandel. Dschingis Khan, mehr als 800 Jahre Nomadenkultur, ein Land viermal so groß wie Deutschland mit weniger als drei Millionen Einwohnern, Bergbauboom und eine Hauptstadt, die schnell wächst – all das ist die Mongolei. Bald lebt die Hälfte aller Einwohner in Ulaanbaatar. Die Entwicklung vom Nomadentum zur urbanen Gesellschaft hat sich in der Mongolei mit ungeheurer Geschwindigkeit vollzogen. Die Zahl der Autos verdreifacht sich innerhalb der letzten zehn Jahre, die Einwohnerzahl steigt von 700 000 auf 1,2 Millionen, die schlimmsten je gemessenen Werte städtischer Luftverschmutzung werden erreicht und neue Hochhäuser sprießen aus dem Boden, die auf Namen wie Blue Sky Tower getauft werden. Die Mongolei gehört zu den Volkswirtschaften mit dem höchsten Wachstum, angefeuert durch einen Rohstoffboom. Damit einhergehend gibt es eine neue Klasse der Superreichen, ähnlich vielleicht den Oligarchen in Moskau, mit dem entscheidenden Unterschied, dass sich Ulaanbaatars Superreiche gerne im Hintergrund halten. Erst nach dem Rückzug der Sowjets Anfang der 1990er-Jahre erreichte die Mongolei ihre politische Unabhängigkeit. Staatliches Eigentum wurde privatisiert und ein kleiner Kreis aus Privilegierten teilte es unter sich auf. Die Kenntnisse der Russen über Bodenschätze in der Mongolei waren sehr gut, gut genug jedenfalls für die mongolische Oberklasse, um sich nach der Unabhängigkeit Bergbaulizenzen sichern zu können – lange bevor die Rohstoffpreise anstiegen und der Boom in der Mongolei begann. Nach dem Rückzug der Sowjets vollzog sich in der Mongolei innerhalb kürzester Zeit ein ausgesprochen friedlicher Wandel zur Demokratie. Allerdings verlor die Mongolei auch ihre finanzielle Unterstützung aus Moskau. Erst mit Einsetzen des Bergbaubooms stiegen die ausländischen Direktinvestitionen – innerhalb kürzester Zeit flossen durch den Handel mit Rohstoffen immense Mengen ausländischen Geldes in die Mongolei. Die Inflationsrate ist sehr hoch. Aufgrund des harten Winters 2010 starb etwa ein Viertel aller Nutztiere, wodurch sich die Fleischpreise verdoppelten. Und in der Stadt steigen die Preise für alles. Aufgrund der harten Winter, dem Mangel an Weidegründen oder durch den Bergbau verursachte Wasserknappheit sind viele Nomaden gezwungen, in die Stadt abzuwandern. So weiten sich die Jurtenviertel massiv aus, rund zwei Drittel der Bevölkerung leben in diesen Randbezirken. Die zahllosen Kohleöfen verschmutzen die Luft, was eine immense Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung darstellt. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer, die Zahl an Obdachlosen steigt und die Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung ist hoch.


Szenenwechsel. Im obersten Stockwerk des Central Tower versuche ich, eine Gruppe Geschäftsmänner zu fotografieren. Doch ich habe die Kamera noch nicht einmal berührt, da kommt ein Angestellter des Central Towers und bittet mich, mein Equipment wegzupacken. Im gesamten Gebäude ist schließlich das Fotografieren verboten. Ich verlasse das Gebäude und bin ratlos. Ich kenne keine reichen Mongolen. Etwas verzweifelt denke ich an den großartigen Film »La dolce vita« und stelle mir vor, wie ich mich als Paparazzi auf Leute stürze, die aus einem Rolls-Royce steigen.

Später treffe ich Prof. Dr. Sanjaadorj Molor-Erdene für ein Interview. Er bezeichnet sich selbst als freier, wilder Mensch, als Philosoph und immun gegen Geld, Macht und Luxus. Er ist Politiker und bemüht, Reformen voranzutreiben. In der Vergangenheit hat er den ehemaligen Präsidenten und Premierminister Nambaryn Enchbaja unterstützt. Dieser wurde wegen der Veruntreuung von 70 Millionen Dollar zu vier Jahren Haft verurteilt. Auf meine Frage, warum es so schwierig sei, reiche Leute in Ulaanbaatar zu fotografieren, antwortet Molor-Erdene mit einem Zitat von Balzac: „Hinter jedem Vermögen steckt ein Verbrechen.“ Aber so einfach ist es dann doch nicht. Molor-Erdene veranschaulicht die Situation mit einem Raumschiff, in das die Mongolen 1921 eingestiegen seien. Mit diesem Raumschiff seien sie durch den Sozialismus katapultiert und innerhalb von wenigen Jahrzehnten alphabetisiert, modernisiert und in eine Großstadt gesetzt worden. Mongolen sind sehr flexibel und anpassungsfähig, aber diese Entwicklung war zu schnell. „Als wir ausgestiegen sind, haben erst mal alle auf dem Boden gelegen und gekotzt.“ 

Ein Raumschiff und sich übergebende Mongolen wären interessant, aber ein Rolls-Royce und ein bisschen Luxus würden mir schon reichen. Vor mir liegt der Dschingis-Khan-Platz mit dem Parlamentsgebäude. Dort findet gerade eine Handwerksmesse statt. Ich mische mich unter die Menge und stehe plötzlich vor einem Fahrzeug, „Made in Mongolia“, einem Produkt mongolischer Ingenieure. Geschmückt wird es von einem Hakenkreuz, so etwas sieht man hier oft. Die Menge teilt sich und der mongolische Arbeitsminister Sanjmyatav Yadamsuren kommt zu einer Probefahrt vorbei. Meine Paparazzi-Fantasie bewahrheitet sich, allerdings ohne Rolls-Royce. Das Hakenkreuz, die Swastika, interpretiert man in der Mongolei völlig anders als in Europa. Die Swastika gab es eben schon lange vor dem Dritten Reich. Sie ist in Asien ein häufig und verschiedenartig verwendetes Symbol. Molor-Erdene erklärt mir aber, dass nicht nur das Hakenkreuz, sondern auch Hitler in der Mongolei anders als in Deutschland gesehen wird. So werde Hitler als einer der großen Führer in der Weltgeschichte gesehen und sogar mit Dschingis Khan verglichen. In Ulaanbaatar sehe man die Swastika sowieso überall, aber meistens sei das nicht im Sinne irgendeiner Politik oder Ideologie. Die Mongolen sind noch immer auf der Suche nach einer Identität in der modernen Welt. Molor-Erdene meint, sie seien immer auf der Flucht gewesen – auch als Nomaden schon. Die Mongolen hätten keine Kultur und die mongolischen Männer hätten einen Komplex: Sie wüssten genau, dass sie primitiv sind. Diese Männer verhielten sich immer nach demselben Muster: Besser nicht die Wahrheit sagen, niemals verraten, was man morgen machen werde. Sie wollten um jeden Preis ihre Schwächen verbergen und deswegen könne ich nicht einfach durch die Stadt laufen und Fotos von diesen Leuten machen.


Urangoo Altangerel sieht das anders. Sie hat in Colorado Sozialwissenschaften studiert und für die US-Regierung gearbeitet. Nach elf Jahre im Ausland kehrte sie in die Mongolei zurück. Sie fühlt sich ihrem Land verbunden und freute sich darauf, endlich in der Heimat etwas aufbauen zu können. Dann wurde ein Posten im Außenministerium frei – der Job wurde ihr angeboten. Allerdings sollte sie 20 000 Dollar dafür zahlen. Altangerel kommt aus einer wohlhabenden Familie und der Betrag wäre leicht aufzubringen gewesen. Aber sie fand es unfassbar. Sie wollte ihre Qualifikation für ihr Land einbringen und sollte auch noch dafür bezahlen. Altangerel lehnte ab und fand sich in der harten Realität wieder: Niemand wollte ihr einen Job anbieten. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie noch niemals arbeitslos gewesen. Die Situation machte sie so wütend, dass sie eine Personalagentur gründete, um hochqualifizierten Mongolen aus dem Ausland zu helfen, Jobs im eigenen Land zu finden. Es war die erste mongolische Personalagentur und sie wurde ein großer Erfolg. Altangerel konnte diesen Erfolg sogar ausweiten: Sie wurde Unternehmensberaterin. Ihrer Meinung nach könne man hier genauso leben wie anderswo. In den USA habe sie absolut „Hollywood Style“ gelebt, Partys, Reisen, Kleidung. »Ich habe mich in diesen Lebensstil verliebt und ich würde nicht hier bleiben, wenn so etwas hier nicht auch möglich wäre. Zum Shoppen muss ich nach Seoul oder Singapur, aber das ist ja kein Problem.« Altangerel liebt Schmuck, er beschütze sie vor böser Energie. Da das nicht nur für sie gilt, gründete sie ihre eigene Schmuckmarke Uran Beauty.

Chaos der Straße. In Ulaanbaatar ist immer Stau und es gibt oft kaum ein Vorwärtskommen. So gehe ich lieber zu Fuß. Ich passiere eine Recyclingstation, an der Obdachlose gesammelte Flaschen gegen etwas Geld eintauschen. Mein Blick trifft eine Frau mit ihrem Kind – die Frau hat Prellungen im Gesicht. Sie lächelt und ich mache ein Foto. Sofort werde ich von einem Mann angeschrien, während ein weiterer Mann seitlich gegen die Kamera schlägt. Ich wusste, dass so etwas passieren würde. Hilflos beteuere ich, keine Fotos mehr zu machen. Der Mann brüllt mich an, doch ich bleibe, schüttele ihm die Hand und stelle mich vor. Er nennt mir seinen Namen: Bat. Ein weiterer Mann beschimpft mich ebenfalls wüst, doch Bat kann ihn beruhigen. Bei ihm zu Hause stellt er mir seinen Kollegen Battulag vor. Die beiden wohnen in der Kanalisation, wo es dank Fernwärmerohren angenehm warm ist. Bei bis zu 40 Grad unter Null im Winter ist das ihre einzige Chance zu überleben. Bat erzählt mir seine Gschichte. Er ist seit langem arbeitslos, aber er hat immer viel Sport gemacht. Einst war er ein Taekwondo-Champion und hat bei einem wichtigen Wettkampf die Goldmedaille gewonnen. „Ich bin ein Kämpfer, ein Er Hun, ein richtiger Mongole. Vor drei Jahren landeten wir auf der Straße. Wir konnte die Wohnung nicht mehr bezahlen, weil meine Frau ihren Job im Supermarkt verloren hat. Ich bin traurig, was aus uns geworden ist, manchmal prügeln wir uns. Aber was soll ich denn machen, ich wühle im Müll, wenn ich nicht verrückt werde ist das schon viel?“

Die andere Seite. Batbilig Tungalag ist in Moskau in die Schule gegangen, er hat in den USA Betriebswirtschaft studiert und in London seinen MBA gemacht. Als er 2008 in die Mongolei zurückkehrte, hatte er es nicht leicht. Er hatte keine Kontakte, kein Geld und es gab keine Aussichten auf einen Job. Tungalag hörte von einem befreundeten Geologen, dass für die Exploration im Bergbau dringend Bohrköpfe benötigt werden. Er lieh sich 50 000 Dollar bei Verwandten und gründete die Natural Stone LLC, Drilling Supply Company. Das Geschäft boomte und innerhalb kurzer Zeit war das Unternehmen zehn Millionen Dollar wert. Als das Geschäft einbrach, versuchte sich Tungalag daraufhin als Bauunternehmer – viele Menschen aus den Jurtenvierteln suchten verzweifelt nach bezahlbaren Wohnungen. Das Baugewerbe Ulaanbaatars dominieren große Konzerne. Für Tungalag war es schier unmöglich, in der Mongolei Baumaterialien zu bekommen und so musste er alles importieren. Sein Erfolg im Wohnungsbau sei nur möglich gewesen, da die großen Bauunternehmen ihn gar nicht wahrgenommen haben. Tungalag erzählt, dass er versucht, bescheiden zu leben. Natürlich fahre er einen Lexus 570, das Statussymbol vieler reicher Mongolen, aber für ihn sei das nur ein Fahrzeug. Er schlägt Angebote, in die Politik zu gehen, aus. Er hat keine Lust, die Marionette eines anderen zu sein. Im Parlament säßen nur Prominente und Stars, man sehe daran, dass das ganze System faul sei. Durch seine Haltung seien ihm einige Wege verbaut und er werde auch öfters von der Konkurrenz bedroht, weil diese wüssten, dass ihn niemand schützt. Dabei möchte er nur ein normales Leben führen. Tungalag ist Single. Hier sei es schwierig eine Frau zu finden, die nicht nur auf Statussymbole abfährt. Er hatte sich in eines der bekannten Models verliebt, doch da prallten zwei unterschiedliche Lebensmodelle aufeinander: Sie wollte shoppen gehen und er auf einen Berg, um Heemir, Energie, zu sammeln. Tungalag wollte seinen einfachen Lebensstil nicht ändern und die Beziehung zerbrach. Ihre Mutter habe ihn noch angerufen und wie zur Entschuldigung erklärt, er könne das Leben ihrer Tochter einfach nicht finanzieren, sie wäre für etwas Besseres bestimmt.

Harter Kapitalismus. Molor-Erdene erzählt, dass viele Mongolen heute Luxusfahrzeuge besitzen. So können sie sich selbst im täglichen Stau wohlfühlen. Ein harter Kapitalismus beherrsche die Gesellschaft. Im Parlament säßen Ringer und Spinner. Politiker zu werden, hänge nicht von der Ausbildung ab. 60 Prozent der Parlamentsmitglieder kämen vom Land und hätten sich Wählerstimmen in ihren Provinzen mit Geschenken erkauft. Fast alle Zeitungen und Fernsehkanäle gehörten den Politikern. Damit gibt es im Grunde auch keine unabhängige Presse.

Amundra Amartuvshin führt mich durch die Gebäude seiner Fernsehsender Box Networks und Mass Media. „Wir haben unsere eigenen Sendungen und viele verschiedene Kanäle für Nachrichten, Sport und Kinder.“ Amartuvshin berät den mongolischen Premierminister im Wahlkampf. Das Erreichen seiner Ziele hängt jedoch nicht nur von ihm, sondern auch von qualifizierten Mitarbeitern ab. Und darin sieht er das derzeit größte Problem in der Mongolei. Bei unserem Rundgang treffen wir auf einen Fernsehingenieur. Der Mann zuckt zusammen als er Amartuvshin sieht. Kürzlich hat er es bei einem Stromausfall versäumt, das Notstromaggregat zu starten, sodass der Sendebetrieb für alle Kanäle unterbrochen wurde. Amartuvshin ist freundlich, macht ihm aber klar, dass er keine der Ausreden akzeptieren könne. Schließlich sei ein Stromausfall nichts Ungewöhnliches. Mir erklärt er, dass der Mann Glück hatte: Wäre ich heute nicht dabeigewesen, hätte er ihn auf der Stelle umgebracht. 

Geschäftliche Beziehungen sind in der Mongolei von Verwandtschaft und regionaler Zugehörigkeit geprägt. Ein Mongole hilft dem, der ihm am nächsten steht, und so ist das eben auch mit Jobs und Ämtern – die Qualifikation spielt oft eine untergeordnete Rolle. Auf diese Weise bekommen in der Mongolei oftmals Menschen eine Chance, die in der westliche Gesellschaft durch das Raster gefallen wären. In einer mongolischen Nomadenfamilie wird alles geteilt und viele der Mongolen, die heute große Geschäfte machen, haben diesen familiären Hintergrund. 

Kyokushuzan Noboru wurde als Davaagiin Batbayar in der Mongolei geboren. Er lebte 17 Jahre als professioneller Sumo-Ringer in Japan. Er war der erste mongolische Ringer, der es in die höchste japanische Liga, die Makuuchi-Division geschafft hat. Damit wurde er reich. 2006 kehrte er in die Mongolei zurück. Er ist Politiker der Demokratischen Partei und war bis 2012 Mitglied des Parlaments. Batbayar erzählt, dass es in der Mongolei keine Mittelklasse gäbe. Das sei ein großes, aber lösbares Problem. Das Land entwickle sich schnell und die Mongolen müssten lernen, dass Teamarbeit wichtig sei, um Erfolg zu haben. Zudem benötige das Land Innovation aus dem Ausland. Es wäre gut, wenn mehr Ausländer kämen. Ich frage ihn, was unter einem Er Hun, einem wahrhaften Mann, zu verstehen sei. Die Frage bringt die Umstehenden zum Lachen, aber Batbayar sagt ernst: „Die beste Antwort darauf bin ich selbst. Durch das Kämpfen habe ich an Selbstvertrauen gewonnen. Ich habe wie ein Khan gelebt und habe das aus eigener Kraft geschafft. Begonnen habe ich mit Putzen und ich hatte nichts. Deshalb glaube ich, dass mein Land es schaffen wird.“


© 2014 Sven Zellner / Agentur Focus


Reportage erschienen im: 

LFI magazine 02/2014 von LEICA