Svana Kühn

Redakteurin Politik und Gesellschaft / Content Managerin, Osnabrück

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Shoe-Art-Künstler aus Ganderkesee macht Hobby zum Nebenjob

Hendrik Buchhop (21) aus Ganderkesee hat sein neues Corona-Hobby zum Nebenjob gemacht. Er gestaltet und verziert Sneaker nach Wunsch seiner Kunden.

Ganderkesee. Was als Corona-Hobby begann, schlägt auf Instagram schnell Wellen: Hendrik Buchhop aus Ganderkesee bemalt, beklebt und gestaltet Sneaker nach Wunsch - und verdient damit nebenbei auch noch Geld.


Über ein Paar Sneaker mit Louis Vuitton-Logo gebeugt, sitzt Hendrik Buchhop (21) im Hause seiner Oma in Ganderkesee. Ganz vorsichtig zieht er die Motiv-Vorlage mit einer Art Pinzette vom Leder. Seine Schuh-Werkstatt hat er im alten Büro seines Großvaters eingerichtet. Man könnte es auch ein Atelier nennen, denn was hier entsteht sind Kunstwerke – Kunst auf Schuhen. 


Custom Sneaker werden immer populärer

Was als Corona-Hobby begann, wurde schnell zum Nebenjob: Hendrik Buchhop gestaltet, bemalt und individualisiert Sneaker – und trifft damit den Zeitgeist. Die sogenannten Custom Sneakers werden immer populärer: Auf Youtube finden sich bereits zahlreiche Videos mit Anleitungen und Materiallisten. So ist auch der 21-Jährige zu seinem neuen Hobby gekommen: Der erste Custom Schuh entstand im Juli des vergangenen Jahres. Buchhop hatte nach Schuhen mit dem Logo seines Lieblingsmusikers gesucht – dem kanadische Dubstep-DJ Excision. "Der verkauft seinen Merchandise aber nur in Amerika.", erzählt Buchhop. "Da muss man hohe Liefergebühren zahlen." Und ein passendes Modell habe er sowieso nicht gefunden. Die Alternative: selber machen. 


Im Internet hat Hendrik Buchhop sich Tutorials, also Erklärvideos, angeschaut. Eine Liste mit Materialien war auch dabei: Leder-Acrylfarbe, Airbrush, Acrylstifte, Mini-Bügeleisen, Transferfolie, Farbzusätze und und und. Gar nicht so günstig, das neue Hobby. "Viel davon habe ich zum Geburtstag bekommen", erzählt Buchhop.


"Ich komme dabei richtig zur Ruhe"

Auf dem alten Schreibtisch des Opas hat er eine große Holzplatte montiert. Mehr Platz zum Arbeiten an den Schuhen. An der Wand hängt noch der Meisterbrief vom Opa. "Es ist eine Win-win-Situation", sagt der 21-Jührige. "Einen eigenen Raum für meine Custom Sneaker zu haben ist Gold wert. Und so sehe ich auch meine Oma öfter." 


Damit die Farbe besser hält, wird der Schuh mit Aceton und feinem Schleifpapier angeraut. "Ein Custom Schuh ist nur so gut, wie die Vorbereitung." Erst dann wird gemalt, gezeichnet, besprüht und geklebt – und aus dem weißen Nike-Sneaker wird ein Kunstwerk – mal bunt, mal gedeckt, mal in Neon-Farben oder sogar reflektierend.  "Ich konnte nie besonders gut zeichnen", erzählt der Customizer. "Die Custom Sneaker sind aber in ganz kurzer Zeit zur Leidenschaft geworden. Ich komme dabei richtig zur Ruhe."


Das erste Paar Schuhe gestaltete Buchhop noch für sich selbst. Das zweite Paar, mit britischer Flagge, ging an seinen Stiefbruder, dessen Vater aus dem englischen Dover kommt. "Damals hatte ich noch gar nicht die Intention, das Ganze größer aufzuziehen. Mein Bruder hat sich aber riesig über die Schuhe gefreut. Da habe ich ein bisschen Blut geleckt."


Buchhop wirbt auf Instagram

Seine Freunde motivierten Buchhop, einen Instagram-Kanal zu erstellen: Pimp Your Kickz nennt er seine Seite – und seine Inhalte schlugen schnell Wellen. Freunde, Bekannte und Freunde von Freunden teilten Buchhops Beiträge. So konnte der Customizer auch die ersten zahlenden Kunden locken. "Mit Social Media ist das heute gar nicht mehr so schwer. Das macht schnell die Runde." Mittlerweile hat Buchhop zwischen 20 und 30 Schuhe gestaltet. "Die genaue Zahl weiß ich schon gar nicht mehr."


Und so funktioniert's: Interessierte schicken Buchhop eine Nachricht mit Schuhgröße, gewünschtem Motiv und Adresse via Instagram. Der Customizer bestellt die Schuhe, bearbeitet sie und schickt sie wieder auf die Reise. "Ich bestelle die Schuhe gerne selbst, da ich mit neuen Schuhen besser arbeiten kann. Gebrauchte Schuhe lassen sich schwerer bemalen." Dabei arbeitet er fast ausschließlich mit den weißen Air Force One von Nike. "Die sind nicht nur ein Klassiker, sondern haben die besten Flächen und das beste Obermaterial dafür."


Mit dem Schuhkarton kommen außerdem ein paar Pflegetipps. Oft werde er gefragt, ob die Schuhe auch wasserabweisend seien. "Klar", sagt Buchhop. "Das ist Kunst zum Tragen, nicht zum Hinstellen." Damit könne man auch bei Regen oder Schnee vor die Tür. In der Waschmaschine hätten die Schuhe aber nichts zu suchen. 


Eine Website oder einen Online-Shop hat der Ganderkeseeer noch nicht. Ein Lookbook, also eine Sammlung von Fotos seiner bisherigen Schuhe, sei aber schon in Planung. Sein Ziel sei es, bis Ende des Jahres einen Vertrag mit Nike abzuschließen. "Dazu brauche ich aber eine gewisse Follower-Zahl."


Werbeaktionen sollen mehr Reichweite schaffen

Um mehr Reichweite zu gewinnen, hat Buchhop sich bereits an zwei Werbeaktionen der Musiker Young Henny und Kaiba beteiligt. Die Musiker haben Sneaker mit dem eigenen Logo unter ihren Followern verlost: Customized by Hendrik Buchhop. Sein berühmtester Kunde sei, mit über einer Million Abonnenten, aber Youtuber "Lukas - Brawl Stars" gewesen.


Dass Hendrik Logos von bekannten Marken wie Louis Vuitton auf seine Schuhe druckt, sei eine Grauzone. Bevor er seine Schuhe zum Verkauf angeboten habe, habe er mit anderen Customizern und auch mit Anwälten Rücksprache gehalten. "Da es sich um handgemachte Kunst handelt und ich nicht vorgebe, Originalprodukte zu verkaufen, wird das nicht verfolgt." 


Aktuell macht Hendrik Buchhop ein Freiwilliges Soziales Jahr am Gymnasium in Ganderkesee. Eigentlich wollte er mal Grundschullehrer werden, erzählt der 21-Jährige. Er kann sich aber durchaus vorstellen, die Schuhkunst irgendwann zum Beruf zu machen. An einem Paar Schuhe verdient der Customizer aus Ganderkesee etwa 70 bis 100 Euro. Der Arbeitsaufwand hänge vom Motiv ab, liegt aber bei mehreren Stunden. Er habe bereits ein Gewerbe angemeldet, davon leben könne er aber noch nicht. "Das ist eher ein Nebenjob. Erstmal will ich eine Ausbildung machen." 


Als Nächstes möchte Buchhop sich an Comic-Portraits versuchen – auf Schuhen natürlich. "Dafür muss ich das Nike-Logo abtrennen, um eine große Leinwand zu schaffen." Außerdem will er demnächst mal wieder Schuhe für sich selbst gestalten. "Das ist besonders wichtig, damit man nicht den Spaß daran verliert."

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