Svana Kühn

Redakteurin Politik und Gesellschaft / Content Managerin, Osnabrück

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Führerschein mit 16? Keine gute Idee!

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In den USA dürfen Jugendliche schon mit 16 Jahren ans Steuer. Bei uns bald auch? CDU-Spitzenpolitikerin Julia Klöckner fordert, dass die deutsche Dorfjugend mit 16 Auto fahren darf. Macht das Sinn?


Dieser Artikel ist am 23. Oktober 2017 bei Orange - dem jungen Portal des Handelsblatts - erschienen.

Führerschein mit 16, 17 oder 18? Begleitetes Fahren oder doch sofort alleine? Die Debatte um den Führerschein ist noch lange nicht zu Ende. Jetzt kommt die stellvertretende CDU-Parteivorsitzende Julia Klöckner und will mehr für Menschen in ländlichen Regionen tun: „Tickets für Azubis und der Führerschein ab 16 für Berufsschüler mit weiten Wegen könnten die Bildung auf dem Land absichern", sagte sie der WirtschaftsWoche. Schöne Idee - doch welcher 16-jährige kann sich denn schon ein eigenes Auto leisten?


Kaum ein 16-Jähriger kann sich ein eigenes Auto leisten

Der Führerschein war für mich mit 17 Jahren nicht nur eine zeitliche und manchmal auch nervenraubende Herausforderung, sondern ganz besonders eine finanzielle. Über 1.000 Euro hat mich die kleine grün-rosa Plastikkarte gekostet. An ein eigenes Auto war da kaum noch zu denken.


Und damit bin ich kein Einzelfall: Nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes hatten im Januar diesen Jahres zwar knapp 4,4 Millionen Deutsche zwischen 17 und 24 Jahren einen Auto-Führerschein. Doch nur knapp mehr als eine Million besaßen auch ein eigenes Auto. Das entspricht etwa einem Viertel.


Außerdem sind es nicht nur die Jugendlichen, sondern auch viele Erwachsene mit Auto, die sich über eine schlechte Anbindung auf dem Land beklagen. Autos sind da meist das Problem und nicht die Lösung: Viele Pendler verbringen einen Großteil ihrer Zeit im Stau und wünschen sich bessere Zug- und Busverbindungen.


Junge Fahrer verursachen die meisten Unfälle

Natürlich würden sich trotzdem viele Jugendliche über den Führerschein ab 16 freuen. Mal ganz ehrlich: Welcher 16-jährige würde nicht gerne mit dem Auto vor der Schule vorfahren? Doch sind die Jugendlichen, die oft noch genug mit sich selbst und dem Erwachsenwerden zu tun haben, überhaupt schon dazu bereit?


Unfallstatistiken zeigen immer wieder, dass es die jungen und unerfahrenen Fahrer sind, die in ihrem jugendlichen Übermut die meisten Unfälle verursachen. Das Statistische Bundesamt berichtet: „18- bis 24-jährige Verkehrsteilnehmer haben immer noch das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr."


2016 verunglückten in Deutschland insgesamt 65.908 junge Männer und Frauen dieser Altersgruppe im Straßenverkehr, 435 junge Erwachsene wurden getötet. Damit war jeder sechste Verletzte und mehr als einer von acht Getöteten im Straßenverkehr im Alter von 18 bis 24 Jahren - obwohl nur jeder 13. der Gesamtbevölkerung dieser Altersgruppe angehört.


Welche Fahrzeuge dürfen junge Menschen in Deutschland in welchem Alter fahren?

Derzeit dürfen Jugendliche in Deutschland mit 17 ihren Führerschein machen. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr müssen sie aber noch in Begleitung eines Erwachsenen fahren, der mindestens 30 Jahre alt ist und fünf Jahre seinen Führerschein besitzt. Mofa fahren ist schon mit 15 erlaubt, Moped ab 16.


Verschiedene Studien belegen, dass Fahranfänger, die am begleiteten Fahren teilgenommen haben insgesamt weniger Unfälle bauen. Das begleitete Fahren ab 16 einzuführen klingt also nach einem vernünftigen Vorschlag. Doch die Jugendlichen ganz alleine auf die Straße loszulassen, hilft niemandem.


So unterschiedlich wie die Meinungen in Deutschland zum Thema Führerschein, sind auch die Bestimmungen in den einzelnen Ländern. Die Briten und Iren beispielsweise erlauben ihren Jugendlichen das unbegleitete Fahren schon mit 17.

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