Susanne Greiner

Journalistin, Landsberg am Lech

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Pilotprojekt im Landkreis Landsberg: „Wasserpfennig" als Belohnung

Landkreis - Waldbesitzer, die ihren Wald gemäß dem „EU-LIFE Future Forest"-Projekt gestalten, sollen belohnt werden. Das ist das Prinzip der „Zukunftswaldprämie Fuchstal", die momentan in der Gemeinde - dank Bürgermeister Erwin Kargs finanziellem Engagement - verwirklicht werden kann. Jetzt waren die Future-Forest-Macher mit Projektleiter Nikolaus Storz vom Landratsamt in Brüssel. Um vorzufühlen, welche Gesetze in Bezug auf den Waldumbau EU-weit kommen könnten.


Denn was einen Wald klimafreundlich macht, darüber ist man sich noch nicht ganz einig. „Im ersten Moment könnte man ja denken, wenn man den Wald einfach wachsen lässt, ist das das Beste", sagt Storz. Was aber nicht so einfach ist. Denn irgendwann, so Storz, nehmen die großen, alten Bäume dem ‚Nachwuchs' das Licht weg. „Dann entaltert sich der Wald." Alte Bäume sterben ab. Und es kommen zu wenig Neue nach. Das wirke sich aber auch auf die Wald-Speicherkapazität von CO2 aus - das Hauptziel der EU: Ein Wald könne nur bis zu einer gewissen Menge CO2 einspeichern. Absterbende Bäume geben aber CO2 frei. Wird das nicht von Neuen wieder ‚eingebaut', sinkt die CO2-Speichermenge des Waldes. Zudem seien einsturzgefährdete Bäume auch eine Gefahr für Passanten, gibt Storz zu bedenken.

Was das Landkreis-Pilotprojekt Future Forest fordert: den Zukunftswald, einen laubholzreichen Dauerwald mit humusreichem Boden. Das beinhaltet aber auch eine Einzel-Entnahme älterer Bäume. Doch wohin mit dem Holz, wenn der Rohstoff irgendwann doch noch als nicht mehr erneuerbar eingestuft oder der Einbau von Holzheizungen eingeschränkt werden sollte?

In Brüssel hat die ‚Future-Forest-Delegation' - mit dabei Projektbegleiter und Förster Ludwig Pertl und Prof Dr. Stefan Wittkopf, Professor für Holzenergie an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf - jetzt das Landkreis-Pilotprojekt vorgestellt und sich auch mit der EU-Abgeordneten Ulrike Müller aus dem Allgäu getroffen. Und ist auf positive Resonanz gestoßen: „Es scheint sich ein ‚Future-Forest-freundliches' Gesetz anzubahnen", fasst Storz zusammen. Auch wenn man in der EU nicht in allen Punkten mit den Richtlinien von Future Forest übereinstimme.

Bei der Zukunftswaldprämie bekommen Waldbesitzer je nach ‚Entwicklungsgrad' ihres Waldes Prämien pro Hektar - von Stufe 1 (0 Euro) bis zu Stufe 4 (400 Euro). Entsprechend soll das Konzept „Wasserpfennig" funktionieren: eine Belohnung für Waldbesitzer, die durch entsprechende Zukunftswald-Gestaltung und den dabei entstehenden ‚gesunden' Boden für Kühlung sowie geschlossene Wasserkreisläufe und lokale Niederschläge durch Verdunstung sorgen. Denn das fördere mehr und saubereres Grundwasser - unter anderem auch, weil Laubgehölze im Winter ihre Blätter abwerfen und der Niederschlag direkt den Boden erreichen kann. An Nadeln bleibe Wasser hängen und verdunste, so Storz. „Wir sind überzeugt, dass ein besserer Boden auch die Auswaschung von Nitrat vermindert", fügt der Projektleiter an. Das werde gerade im Projekt Future Forest wissenschaftlich erforscht.

Während das Projekt „Zukunftswaldprämie Fuchstal" läuft - bisher haben sich laut Storz 28 Waldbesitzer gemeldet, „insgesamt eine Fläche über 125 Hektar" - soll auch ein „Wasserpfennig"-Konzept entwickelt werden: Bei einem Laubholzanteil von mehr als 50 Prozent gäbe es 150 Euro pro Hektar, in der Höchststufe 300 Euro. Aber wer zahlt diesen „Wasserpfennig"? Ein Glücksfall wie Bürgermeister Karg, der im Namen der Gemeinde Fuchstal zugesagt hat, den Großteil der fälligen Prämien zu zahlen, kommt nicht allzu oft. Noch habe man keine Gemeinde gefunden, die mit Waldgebieten nahe der Gemeinde und im Trinkwasserschutzgebiet beim „Wasserpfennig" teilnehmen wolle, bedauert Storz. Möglich sei natürlich auch, dass man mit dem örtlichen Wasserversorger kooperiere - und den Wasserpreis geringfügig erhöhe.

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