Susanne Greiner

Journalistin, Landsberg am Lech

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Keine Subkultur in Landsbergs „Alter Wache"?

Landsberg - Seit drei Jahren plant Franz Hartmann einen Ort für Subkultur: in der „Alten Wache, die sich schon bei den von ihm mitorganisierten Veranstaltungen „Kunst hält Wache" und „Holzwege" bewährt hat. Für dieses Kreativzentrum wollte Hartman das Gelände der Stadt Landsberg abkaufen. Jetzt hat er einen Korb bekommen.

Seinen Plan für ein „Kreativzentrum und Künstlerhaus" stellt Hartmann bereits 2021 dem Jugendbeirat vor. Die Idee: Er kauft der Stadt das Gebäude zweckgebunden zum regulären Preis ab und macht es zu einem Ort für Kreative - Lager, Ateliers, Probe- und Ausstellungsräumen (der KREISBOTE berichtete). Das Gebäude will er „in Eigenregie" renovieren. Sein Wunsch, das Konzept auch im Stadtrat vorzustellen, wird nicht erfüllt. „Meines Wissens war es nur im Ältestenrat."

Seine Idee, die Fläche zu kaufen oder via Erbpacht zu erwerben, stößt jetzt auf Widerstand. Möglich gewesen wäre es: Dazu hätte man das Gelände „als Gewerbegrund mit kultureller Nutzung ausweisen können", sagt Hartmann. Stattdessen wird im Bebauungsplan (B-Plan) „Frauenwald V", nach Stadtratsbeschluss im März 2022 in Kraft getreten, das Gebiet als „Gemeinbedarfsfläche mit Zweckbestimmung ‚Veranstaltung, Kultur, Ausstellung, Lager, Depot'" deklariert - wobei keiner Nutzung ein Vorrang eingeräumt wird. Die jetzige Absage an Hartmann bezüglich des Grundstückserwerbs begründe die Stadt mit einer „eventuellen Option", die sie sich für die Erweiterung des hinter der Alten Wache geplanten Neubaus für ein Museumsdepot offenhalten wolle, so Hartmann.

Das Museumsdepot ist aktuell auf einem Areal der ehemaligen Lechrainkaserne untergebracht, für das die 3C-Carbon Group eine Kaufoption hat. Man sei mit der Stadt in Verhandlung, plane aber nicht, gleich nach einem Erwerb die Stadt ‚rauszuwerfen', so das Unternehmen auf Nachfrage des KREISBOTEN. Immerhin habe man in Zufahrt und Einzäunung einiges investiert.

Bis das Museumsdepot den aktuellen Standort aufgeben muss, wird also wohl noch Zeit vergehen. Aber eine Pacht des Geländes auf fünf Jahre ist für Hartmann nicht machbar: Die Renovierung - Sanitär, Brandschutz und Heizung - sei teuer. „Kommt dazu noch eine Pacht, ist das nicht zu stemmen." Dass seine Idee nicht umgesetzt werde, sei schade, weil er „von vielen Seiten der Stadt großen Zuspruch erhalten" habe.

Ein „Flächen-Streit"

Sowohl dem Stadtrat als auch der Kulturabteilung sei dieser Bedarf bewusst, antwortet OBin Doris Baumgartl auf Nachfrage der Redaktion. Davon unabhängig müsse man aber den Grundstücksverkauf sehen. Hartmanns Konzept benötige neben der Grundfläche der Alten Wache auch „angrenzende Flächen", die „eine später notwendige Errichtung des Museumsdepot" brauche. „Die Stadt muss darauf achten, dass die im B-Plan vorgesehene Fläche für das Museumsdepot so erhalten bleibt". Dabei gehe es auch um Zufahrtswege und um Stellplätze. Nicht Hartmanns Kulturkonzept stehe in der Kritik, denn das werde „von allen Beteiligten grundsätzlich positiv befürwortet", so Baumgartl.

Wobei sich Hartmann fragt, wer diese ‚Beteiligten' sind, die entschieden haben, dass dem Depot gegenüber den eigentlich gleichwertig im B-Plan genannten Möglichkeiten der Vorrang gegeben werde. Das obliege doch zumindest dem Bauausschuss? Das ist richtig. Denn da es sich bei dieser Priorisierung nicht um eine „wiederkehrende Angelegenheit der laufenden Verwaltung ohne grundsätzliche Bedeutung" handelt, kann eigentlich nicht die Stadtverwaltung entscheiden, welche Variante den Zuschlag erhält.

Landsbergs zweiter Bürgermeister Moritz Hartmann, Bruder von Franz, ist generell „sehr verwundert" über die Worte ‚Depot und Lager' im Bebauungsplan. Er habe 2020 beim Aufstellungsbeschluss für den B-Plan auf die Nutzungsbestimmung „Kunst und Kultur" gedrängt - „vollkommen unabhängig davon, wer das betreibt". Ihm habe dabei „lebendige Kultur" vorgeschwebt.

„Nie diskutiert"

Im September 2021 habe es im Bauausschuss einen Zwischen­bericht über den Stand des B-Plans gegeben, öffentlich. Dort sei noch für das Gelände, auf dem die Alte Wache steht, die Nutzung „Veranstaltung, Kultur, Ausstellung" zu finden gewesen, „aber nichts von Lager oder Depot". Die beiden Worte seien erstmalig im März 2022, beim Beschluss des B-Plans, aufgetaucht. „Das wurde aber im Stadtrat nie diskutiert. Und jetzt überwiegt plötzlich das Planungsziel Depot." Für das Depot, das für die Öffentlichkeit eigentlich geschlossen ist, gebe es andere Möglichkeiten, auch außerhalb der Stadt, „zum Beispiel auf den Fliegerhorst".

Dass Orte für Sub- und auch Jugendkultur in Landsberg dringend notwendig sind, liege auf der Hand. Allerdings sieht Moritz Hartmann die Aufgabe für ein Subkultur-Kreativzentrum nicht bei der Stadt: „Subkultur und Kommune, das beißt sich."

Aber vielleicht klappe es ja doch noch mit einem Kreativzentrum in der Alten Wache, sagt Bürgermeister Hartmann. Dass Franz Hartmanns Konzept zumindest in der nächsten Sitzung des Stadtrats vorgestellt werden soll, hat indessen Axel Flörke (Landsberger Mitte) beantragt. Sein Argument: „Eine Entscheidung über die zukünftige Nutzung des Areals sollte aber nicht ausschließlich durch den Ältestenrat bzw. die Stadtverwaltung gefällt werden." Anschließend solle darüber diskutiert werden, ob Franz Hartmann „das Grundstück (zeitlich befristet auf Erbpacht" für sein kulturelles Projekt nutzen darf".

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