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Der Kampf um die Deutungshoheit

Madonna ignoriert das Verfallsdatum, das für Frauen in der Öffentlichkeit vorgesehen ist.


Diva, Furie, Intrigantin: Prominente Frauen werden in den Medien regelmäßig abgestempelt - doch immer mehr Betroffene begehren auf. Das ist auch für alle anderen Frauen relevant


Sie ist Sängerin, Songschreiberin, Schauspielerin, Autorin, Regisseurin, Produzentin und Designerin. Als Musikerin ist sie seit mehr als 40 Jahren im Geschäft und hat geschätzte 335 Millionen Platten verkauft. Damit ist sie, gemessen an der Zahl verkaufter Tonträger, die erfolgreichste Sängerin der Welt. Time Magazine zählt sie zu den 25 mächtigsten Frauen des vergangenen Jahrhunderts. Nachdem Madonna aber Anfang Februar als Laudatorin bei den Grammy-Verleihungen aufgetreten war, spielte all das keine Rolle. Es gab nur noch ein Thema: ihr Gesicht. Kaum wiederzuerkennen, zu operiert, zu viele Filler, ätzten die Kommentatoren in den sozialen Medien. Die Queen of Pop habe es nicht geschafft, in Würde zu altern. Sie sei nur noch peinlich.

Madonna ist nur ein Beispiel dafür, wie prominente Frauen in der Öffentlichkeit immer wieder für ihr Verhalten, ihr Auftreten, ihr Aussehen verurteilt, gemaßregelt und gedemütigt werden. Auf manche Frauen schießt sich die Öffentlichkeit so sehr ein, dass die negativen Zuschreibungen alles andere überlagern. Herzogin Meghan? Eine Intrigantin. Yoko Ono? Eine Spalterin und Anti-Muse. Janet Jackson? Eine übersexualisierte schwarze Frau.

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