Es war so ziemlich alles dabei im diesjährigen Wettbewerb der Berlinale: Sprechende Nashörner, dreistündige Filme über das Sterben, Kunstwerke aus dem Benin, die über ihre Rückkehr philosophieren, oder eine Star-Wars-Parodie aus Frankreich. Wir haben die aussichtsreichsten Kandidaten auf den Hauptpreis des Goldenen Bären zusammengestellt - am Samstag (24.2.) ist die Verleihung.
„My favorite Cake" hat alle Zutaten für einen Siegerfilm: Regimekritik, Ausreiseverbot für das iranische Regie-Duo und eine selbstbewusste weilbliche Heldin. Die 70-jährige Witwe Mahin sucht einen Partner. Vorbei die Zeiten, als Frauen in Teheran mit tiefen Ausschnitten und Absatzschuhen feiern gingen, bedauert sie laut. Als sie den Taxifahrer Faramarz nach Hause einlädt, spitzt die regiemetreue Nachbarin schon die Ohren ... Dem Regie-Duo Maryam Moghaddam und Betash Sanaeeha ist ein wundervoller Film gelungen über staatliche Unterdrückung und Einsamkeit im Alter. Doch trotz schwerer Themen kommt er leicht daher. Mein Berlinale-Höhepunkt: Als die beiden Alten sich angezogen zum Abkühlen unter die kalte Dusche setzen. (bb)
Regisseur Andreas Dresen nähert sich dem düsteren Ende der Widerstandsgruppe Rote Kapelle mit einem zärtlichen Portrait über die antifaschistische Kämpferin Hilde Coppi. Ausgehend von ihrer Verhaftung und der Geburt ihres Sohnes arbeitet sich Dresen mit „In Liebe, Eure Hilde" bis zu Coppis Enthauptung vor, die Chronologie unterbrechen Einschübe aus der Vergangenheit. Durch den Kniff, rückwärts von der Liebe von Hilde und Hans Coppi zu erzählen, bleibt auch die Erinnerung an einen Sommer des Widerstands und der Freundschaft. Auf plakative Darstellungen von Nazis verzichtet Dresen ebenso wie auf heroisierende Bilder, setzt stattdessen auf leise Zwischentöne. Schauspielerin Liv Lisa Fries als Hilde Coppi ist eine große Bären-Kandidatin. (gie)
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