Wer heute durch Ausgrabungsstätten der römischen Antike spaziert, dem fallen die Kultstätten unterschiedlicher Glaubensrichtungen auf. Neben Tempeln für die offiziellen Staatsgötter rund um Jupiter, Juno und Minerva finden wir dort häufig Huldigungsorte für Gottheiten außerhalb dieser Sphäre, beispielsweise für Isis oder Kybele, sowie die Reste von frühchristlichen Kirchen. Manchmal ist dies auf eine zeitliche Abfolge in der mehrere Jahrhunderte währenden Geschichte des Römischen Reichs zurückzuführen. Häufig zeugen diese Stätten aber von religiösen Parallelwelten und von einer lange Zeit gültigen Flexibilität im Glauben.
Diesen Umstand beleuchtet derzeit die Sonderausstellung "Imperium der Götter" des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe. Unter den Glanzstücken dieses Museum, das an seinem exponiert liegenden Hauptsitz im schmucken Stadtschloss nicht weniger als die gesamte westliche Kulturgeschichte abdeckt, sind zwei antike Mithras-Kultreliefs zu nennen, die aufgrund ihrer Größe und ihres Bilderreichtums zu den bedeutendsten ihrer Art zählen.
Obwohl die zündende Idee für die aktuelle Schau auf diese beiden Exponate zurückzuführen ist, fehlen sie in der Sonderausstellung. Sie konnten nicht ins Erdgeschoß bewegt werden, da sie einst - sicher ist sicher - in die Wände des Hauses einbetoniert wurden. Trotzdem bildet der Mysterienkult um den stiertötenden Lichtgott Mithras einen Schwerpunkt unter den rund 400 Ausstellungsstücken, die zum Teil - und das ist wirklich bemerkenswert - von den bedeutendsten archäologischen Museen Italiens zur Verfügung gestellt wurden.