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Stella Schalamon

Autorin, Berlin

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Reportage

Pflanzen mieten: Pflanzen vs. Menschen: Wer geht zuerst ein?

Donnerstagmorgen um zehn Uhr in Berlin-Friedrichshain, minus zwei Grad, sonnig. Vor einer Stunde hat das WeWork am Warschauer Platz seine Drehtür geöffnet. Leute glotzen in ihre Laptops, sitzen in einer riesigen Wohnzimmerlandschaft. Bücherregale, Sofas wie aus dänischen Designerläden, abstrakte Kunst, dazwischen viele Zimmerpflanzen. "Schönstes Coworking von Berlin", hat jemand auf geschrieben. Ein Ort, an dem man arbeiten kann, wenn man kein eigenes Büro hat.

Kazimierz Kazanowski, kurz Kaz, stellt sich in die Schlange an der Kaffeetheke. Junge Menschen in Schlaghosen und Pastellfarben. Kaz trägt eine Daunenjacke, die Hose hat viele Taschen. "How are you", fragt die Frau an der Siebträgermaschine, als Kaz an der Reihe ist. "You are early." - "Den Pflanzen ist es egal, wann ich hier bin", sagt Kaz.

Philodendron scandens. Herzförmige Blätter. Kann in den Blüten Wärme erzeugen.

Aus kleinen Töpfchen hängt die Kletterpflanze von einem Regal, bildet mit anderen vom gleichen Schlag ein quadratisches 3-D-Gemälde.

Kaz hängt seine Jacke über einen Stuhl. Auf seinem Poloshirt sieht man das Logo der Firma, für die er arbeitet, eine gestickte Topfpflanze. Er füllt die erste Gießkanne des Tages, 14 Liter fasst sie. Er füllt sie nie ganz, zehn Liter trainieren die Arme genug, findet er.

400 Kilometer reist Kaz, 41 Jahre alt, alle zwei Wochen für die Pflanzen an, im Auftrag der irischen Firma Universal Floral. Der Service, den sie anbietet, heißt: "Bringing Your Office to Life", "Wir bringen Leben in Ihr Büro".

Universal Floral vermietet Pflanzen in ganz Europa und pflegt sie auch, wenn gewünscht. Kunden sind Firmen wie Meta, Pinterest, Microsoft, Airbnb, . Kurz gesagt fährt Kaz in Büros und kümmert sich um alles Lebendige, das weder Mensch noch Tier ist: Er gießt, düngt, beschneidet das Grün.

Die Klimaanlage surrt, von hinten dringt leises Gemurmel und ab und zu das schnelle Tock-Tock-Tock der Slack-App. Ein Typ mit Kopfhörern blickt flüchtig über eine Trennwand, als Kaz anfängt, sich durch Ranken zu wühlen und erste vertrocknete Blätter zwischen seinen Fingern zu zerknirschen. Ein weißer Spitz ist der Einzige, der Kaz beobachtet. Er ist allergisch gegen Hunde und gegen das weiße Blut des Ficus.

Er greift nach einem zu langen Trieb und zieht seine Zange aus dem Lederetui an seinem Gürtel. Er setzt die Klinge an, zögert kurz und drückt dann durch. Die Menschen könnten sich sonst bald an ihm stoßen und sich beschweren.

Seit 14 Jahren arbeitet Kaz für Universal Floral, er kommt aus , nahe der ukrainischen Grenze. Die Eltern hatten einen kleinen Bauernhof, mit Gemüsefeldern und ein paar Tieren. Seine Mutter und seine Schwester liebten Pflanzen. Er eher nicht. Er ging irgendwann nach Irland, arbeitete dort in einem Warenlager. Es gab kein Tageslicht, und als das Gebäude verkauft wurde, beschloss Kaz, etwas zu ändern. Ein Freund hatte ihm von Universal Floral erzählt. Die Jobanforderung: flexibel sein, still, aber mit einer gewissen Leidenschaft bei der Sache.

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Erstellt am 24.02.2023
Bearbeitet am 24.02.2023

Quelle
https://www.zeit.de/2023/09/pflanze...

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