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Weihnachten in der Ukraine: "Zu Hause gibt es jetzt eine andere Realität"

Im März bin ich mit meiner Mama und meiner Schwester nach Deutschland geflohen. Es war meine erste große Reise. Im Sommer sind die beiden zurückgekehrt. Ich wollte bleiben, damit ich hier eine Ausbildung machen kann. Meine Gastfamilie hat mir erlaubt, länger bei ihnen zu wohnen. Jetzt, wegen der Feiertage, bin ich das erste Mal wieder nach Hause gefahren. Meine zweite große Reise und diesmal ganz allein. Im Bus von Stuttgart nach Dnipro im Osten der . Dort leben alle aus meiner Familie.

Mit dem bin ich über Nacht bis nach Polen gefahren. In meiner Tasche waren die Weihnachtsgeschenke, die meine Gasteltern mir mitgegeben hatten: Powerbanks und Ritter Sport. Aber als ich in Breslau umsteigen wollte, ist der Bus nicht gekommen. Vier Stunden lang habe ich gewartet; es war kalt und stressig. Ich wusste nicht, wie es weitergeht, und ich kann ja auch kein Polnisch. Ukrainische Freiwillige haben mir geholfen, einen anderen Bus nach Lwiw zu nehmen. Von dort aus konnte ich mit dem Zug weiter nach Dnipro.

Dieser Bus war voller Ukrainer. Wir haben uns bei den Kaffeepausen ein bisschen kennengelernt. Eine Frau erzählte Horrorgeschichten von Explosionen, die in ihrem Haus alle Türen und Fenster sprengten. Alle waren nervös, weil der Bus so oft angehalten hat. Ich habe meine Brote gegessen und versucht zu schlafen.

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