Eine weiße Spinne in Nahaufnahme. Sie bewegt sich vorwärts. Hält inne, wenn vorbeifahrende Autos zu hören sind. Ihr weißer Körper hebt sich vom schwarzen Asphalt der Straße ab. In jedem Moment könnte sie überfahren werden. Auf ähnliche Weise wie um diese Spinne aus dem Musikvideo von „Das weiße Pferd", bei dem Jovana Reisinger Regie führte, bangt der Leser um die Protagonistin in ihrem Debütroman. Der Titel „Still halten" verspricht genau das: eine Lektüre voller Atemanhalten und das Schlimmste befürchten.
Eine junge Frau, der „Hirnversagen" diagnostiziert wird, zerfällt in ihrem wachsenden Wahnsinn vor den Augen der Leser. In springenden Wechseln von einer Außen- zu einer Innensicht der Frau, die nie einen anderen Namen als „sie" oder „ich" hat, beginnt die Leserin stückweise zu begreifen. Ein Jahr soll es dauern, bis die Frau wieder gesund sein wird. „Wenn ich nun ganz brav befolge, was man mir gesagt hat, kann ich mich selbst noch einmal retten. Dann darf ich im März nächstes Jahr wieder von mir behaupten, eine gesunde Frau zu sein. Einfach nur eine Frau zu sein [...]." Für ihren Mann, den sie stets erwartet.
Zum Original