1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Kinderwunsch: Kann Stress unfruchtbar machen?

Viele wünschen sich Kinder, andere wollen keine. Alles eine Frage der Entscheidung? Nicht immer passen Biologie und Lebensplan zusammen. Unser Schwerpunkt "Unfruchtbare Tage" widmet sich den Unwägbarkeiten von Fruchtbarkeit und Selbstbestimmung und der Demut vor dem Leben.

Entspannt euch. Arbeitet weniger. Fahrt in den Urlaub. Hört einfach auf, daran zu denken, dann passiert es von ganz allein.

Diese Sätze hören viele Paare, die sich ein Kind wünschen, aber keines bekommen. Stress, so die weitverbreitete Ansicht, kann nicht gut sein für den Kinderwunsch. Jedes dritte Paar in Deutschland im gebärfähigen Alter hat keine Kinder - jedes vierte davon ungewollt (Gynäkologische Endokrinologie: Wischmann, 2020). Oft finden Ärztinnen und Ärzte dafür eine eindeutige Ursache. Etwa, wenn bei einer Endometriose Gebärmutterschleimhaut die Eileiter der Frau verklebt. Oder wenn beim Mann unter einem Hodenhochstand die Spermienqualität gelitten hat. Oft genug aber fehlen solche offensichtlichen organischen Störungen. Wird das Paar trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs innerhalb eines Jahres nicht schwanger, gilt es als "ungeklärt unfruchtbar". In der Wissenschaft wird dieses Phänomen mitunter auch als "psychogene Infertilität" beschrieben. Aber ist wirklich die Psyche Schuld? Schadet Stress der Fruchtbarkeit von Männern und Frauen?

Tatsächlich ist die Studienlage eher dünn. Vor allem, wenn es um Paare geht, die auf natürlichem Wege versuchen, schwanger zu werden. In einer Studie aus Großbritannien wurden von 339 Frauen diejenigen, die selbst angaben, viel zu haben, nicht seltener schwanger (Fertility and Sterility: Lynch et al., 2016). Andere Studien fanden Ähnliches (Psychoneuroendocrinology: Park et al., 2019). (...)


Zum Original