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Stressabbau mit Yoga: Atemübung mit Nebenwirkungen

Im Yoga gibt es eine Reihe von Atemtechniken. Eine davon ist Kapālabhāti. Die Übung soll die Aufmerksamkeit schulen. Doch sie ist nicht ungefährlich.

Die wegen Corona eingeführten Abstandsregeln werden Schritt für Schritt zurückgenommen. Schulen und Kitas öffnen wieder, Bars dürfen wieder Bier anbieten, Sportstudios öffnen wieder ihre Türen. Natürlich nur unter Berücksichtigung der nötigen Abstands- und Hygieneregeln. Aber ja, an vielen Orten fühlt sich das Leben wieder einigermaßen „normal" an. So auch beim Yoga, einem Sport, bei dem es nicht nur darum geht, seinen Körper zu trainieren, auch der Geist soll zentriert werden - nach all dem Stress für viele eine Wohltat.

In vielen Kursen wird das Atmen daher immer wichtiger. Ein Beispiel ist Kapālabhāti, eine nasale Stoßatmung, bei der beim Ausatmen der Bauchnabel stoßweise Richtung Wirbelsäule gezogen wird. Über mehrere Runden durchgeführt, soll Kapālabhāti den Körper reinigen und auf die Meditation vorbereiten. Maximales Ziel ist ein Rhythmus von etwa zwei Stößen pro Sekunde, also etwa 120 Atemzügen pro Minute. Das ist gut achtmal schneller als üblich. Normalerweise atmet ein Erwachsener im Schnitt 15-mal pro Minute ein.

Doch wie sinnvoll ist solch eine Übung? Kann Kapālabhāti wirklich helfen, den Körper zu reinigen - und wenn ja, wovon? Ist die Übung nicht auch gefährlich? Der Atem ist schließlich etwas sehr Sensibles, er zeigt uns nicht nur, ob wir angespannt und aufgeregt sind, sondern beeinflusst auch unsern Herzschlag. Da stellt sich die Frage: Was passiert, wenn Ungeübte Kapālabhāti machen oder man die Übung falsch ausführt?

Im Yoga gilt der Atem als ­Bindeglied zwischen Körper und Geist. Atemübungen, das sogenannte Pranayama, sind deshalb seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Yogapraxis. Mit ihrer Hilfe „wird der Schleier, der die innere Erleuchtung bedeckt, entfernt", verspricht das Yogasutra, quasi die Bibel des Yogas. Kapālabhāti, was übersetzt so viel wie „Schädelleuchten" bedeutet, ist daher nur eine Übung unter vielen. Reguliert und bewusst gemacht wird der Atem beispielsweise auch mit Bhramari, einem Summen beim Ein- und Ausatmen, oder ­Nadi Shodhana, einem wechselseitigen Atmen durch je ein offenes Nasenloch, während das andere mit einem Finger zugehalten wird. Je nachdem, ob man schnell oder langsam atmet, beschleunigt oder verlangsamt sich der Herzschlag, steigt oder fällt der Puls und reichert sich das Blut mit mehr oder weniger Sauerstoff an. (...)


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