Wissenschaftliche Meriten zu verdienen an einer öffentlichen Forschungseinrichtung hat Harald Schöning
nie gereizt. Der Informatiker entschied sich für die angewandte
Forschung in der Industrie, wo er mehr erreichen und tatsächlich einen
Beitrag zur Energiewende leisten kann.
Er vermisse in Pandemiezeiten vor allem die Geschäftsreisen, sagt Harald Schöning: „Ich bin ja in vielen Gremien aktiv, und der Austausch auf Konferenzen und in Arbeitsgemeinschaften ist mir wichtig.“ Gleichzeitig habe man festgestellt, dass die inhaltliche Zusammenarbeit sich gut virtuell bewerkstelligen lässt, und das bringe auch Vorteile: „Die Tage, an denen ich sechs Stunden gereist bin, um zwei Stunden bei einem Bundesministerium in einem Meetingraum zu sitzen, werden weniger werden,“ ist er überzeugt.
Bis auf Weiteres sitzt Schöning nun jedoch in seinem Zuhause im hessischen Dieburg in einem Raum, der wie ein Hobbykeller anmutet, und freut sich darüber, dass der Lärm in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens im letzten Jahr deutlich abgenommen hat. In dem 15.000-Einwohner-Städtchen ist Schöning Stadtverordnetenvorsteher.
Als solcher diskutiere er unter anderem auch Themen wie die öffentliche
Bepflanzung mit Bäumen oder die Wärmeversorgung von Wohngebieten,
erzählt er: „Ich kümmere mich also auch auf der lokalen Ebene um Themen
wie Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit. Und das mache ich mit viel Vergnügen.“
Ärger über die eigene Partei
Schöning ist CDU-Mitglied. Das hält ihn
aber nicht davon ab, die deutsche Digitalisierungspolitik zu
kritisieren, für die die Union sowohl im Bund als auch in Hessen
mitverantwortlich ist: „Es ist schlimm, wo wir beim Thema digitale Infrastruktur stehen. Und unsere Politik will es nicht wahrhaben, das ist das schlimmste dabei.
Sie posaunt Erfolgsmeldungen raus, wo es eigentlich keinen Erfolg zu
melden gibt.“ So wie zuletzt in seinem Bundesland: „Da war die Meldung,
96 Prozent aller Haushalte hätten jetzt schnelles Internet. Wobei
schnell dann als 50 MBit/s definiert ist, und ich kenne eine ganze
Menge Haushalte hier in der Stadt, die noch nicht mal 4 MBit/s haben.“
Auch das Thema Mobilfunkabdeckung frustriert Schöning: „Ich habe irgendwo im Wald auf Madeira besseren Mobilfunk als hier in der Stadt,“ erklärt er.
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