House is a feeling. Niemand hat das zuletzt so verinnerlicht wie Dan Snaith. Vielleicht ist aber auch Snaith selbst ein Feeling und hat in den letzten Jahren lediglich House verinnerlicht. Ja, so herum stimmt es eher. Denn auf eines versteht sich der nette Kerl von nebenan blendend: eine Atmosphäre der Sanftheit und Wärme zu kreieren. Sei es mit der verspulten Electronica seiner 2000er-Werke, mit dem Rhythmus-lastigen Swim, das ihn 2010 zum Indie-Popstar machte oder mit dem Kulminationspunkt der Gefühligkeit, dem letzten Caribou-Album Our Love. Schon da floss viel von Snaiths House-Liebäugelei mit ein, die mit seinem Dance-Projekt Daphni Anfang der 2010er ihren Anfang nahm. Über fünf Jahre und ein Daphni-Album nach Our Love findet House auch wieder Eingang auf Suddenly, und zwar, wie im Falle von „Ravi", bis an die Grenzen der Übertreibung. Ein Track wie „Lime" hingegen wäre auch als Daphni-Stück durchgegangen, „Never Come Back" ist in seiner hell erleuchteten Tanzbarkeit ein Future Classic. Doch bei House allein bleibt es nicht, Suddenly ist eine extrem vielschichtige Platte. Immer wieder greifen sanft verschrobene Electro-Psychedelia-Stücke die Stimmung des frühen Manitoba- und Caribou-Materials auf. Dann frischt Snaith seinen Kosmos der Freundlichkeit mit hochgepitchten Stimmsamples und Rap-Parts auf, nur um im nächsten Moment mit „Home" ein astreines Soul-Stück zu präsentieren. Suddenly ist eine behutsame Weiterentwicklung des Caribou-Sounds, bei der auch der Blick zurück nicht vergessen wurde. Snaith macht erwartungsgemäß auch auf Album Nummer sieben alles richtig. Und er macht es mit Gefühl.
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Steffen Kolberg
Freischaffender Journalist, Zürich
Rezension