Auch Tobe Hoopers „The Texas Chainsaw Massacre" von 1974 gilt bis heute als Wegbereiter des modernen Slasherkinos. In den knapp fünf Jahrzehnten seither haben sieben Nachfolgerfilme den Weg in die Lichtspielhäuser und Heimkinos gefunden. Mit „Texas Chainsaw Massacre" gibt es nun aber eine Fortschreibung, die den direkten Anschluss ans Original sucht und trotzdem eigene Wege gehen will.
Auf ins HinterlandDie Protagonisten lassen zwar individuelle Eigenheiten weitgehend vermissen, doch einige überraschen mit Abweichungen von den Klischees. So präsentiert sich Melody anfangs zwar als durchsetzungsfähige Frau mit fordernden Moralvorstellungen, empfindet im weiteren Verlauf aber durchaus auch Reue gegenüber dem vorschnell verurteilten „Typen mit der Knarre, der irgendetwas damit kompensieren muss".
Nach kleineren Stopps, die der Film zum Einfangen des texanischen Lokalkolorits nutzt, führt der Weg schließlich nach Harlow, wo die Neuankömmlinge unerwartet doch auf ein paar Einwohner treffen: neben einem Mechaniker auf eine demente Waisenhausleiterin (Alice Krige) und ihren letzten Schützling. Die Heimleiterin taucht nur kurz auf, liefert durch ihre gebrechlich-nette, aber unangenehm aufdringliche Art einige atmosphärische Spitzen. Doch während einer Diskussion über die Eigentumsrechte sind plötzlich polternde Schritte auf der knarzenden Holztreppe zu hören, ehe ein Koloss von Mann am oberen Ende erscheint. Sein Gesicht liegt im Dunkeln, doch die Haltung seines massigen Körpers strahlt höchste Kampfbereitschaft aus. Spätestens jetzt wird jedem Horror-Fan klar, wer dieser Mann ist - und dass die gebrechliche Dame mit dem Sauerstofftank die letzte Faser der Leine ist, die ihn im Zaum hält.
Reichlich Arbeit für die KettensägeWie der Killer nach den Geschehnissen von „The Texas Chainsaw Massacre" überhaupt im Waisenhaus gelandet ist, bleibt im Unklaren. Als er jedoch der toten Heimleiterin beinahe liebevoll das Gesicht abzieht und die Hautmaske über das eigene Antlitz streift, erscheint alles andere irrelevant. Leatherface ist zurück, und er sinnt auf Rache.
Ab diesem Punkt mündet „Texas Chainsaw Massacre" in eine drastische Gore-Orgie. Leatherfaces Kettensäge sucht beinahe magnetisch nach dem nächstbesten Rumpf oder Schädel, in dem sie ihre kreischenden Metallzähne versenken kann - die Geisterstadt wird zu einem überdimensioniert-makabren Spielplatz, auf dem sich der Killer nach Lust und Laune austoben darf. Natürlich leisten die Opfer Widerstand, aber erwartbar vergeblich. So darf sich sogar eine alte Weggefährtin aus Hoopers Originalvorlage nochmal mit dem wahnsinnigen Fleischer anlegen, was der Fortführung jedoch eher den Beigeschmack eines Legacy-Films à la „Halloween" verpasst.
Die Neuinterpretation versucht erst gar nicht, sich dem Original von 1974 anzubiedern, sondern führt die bekannten Versatzstücke als moderner Slasher-Variation fort, wobei die Inszenierung vor allem auf eine suggestive Atmosphäre und schauerliche Gore-Effekte setzt. Die Figuren dienen als Schlachtvieh für den ikonischen Killer, können den einschlägigen Horrorstereotypen durch einige ambivalente Charakterzügen jedoch mitunter ein Schnippchen schlagen.