„Behalte den Bleistift in der Hand, sonst legt dir noch jemand ein Gewehr hinein." Die Worte der greisen Waisenhausleiterin fallen beiläufig, während sie mit ernster Miene im Schaukelstuhl stickt und die kleine Alina im Kartografieren unterrichtet. Nur kurz hebt sie ihre wachsamen alten Augen und fixiert das Waisenmädchen, das wissbegierig mit dem Finger über einen dunklen Riss im Zentrum einer Landkarte streicht - die Markierung für die sogenannte „Schattenflur", die ihre Welt förmlich in zwei Hälften teilt. „Existiert sie wirklich?" Die Antwort auf Alinas Frage kommt schnell und unbarmherzig. „Natürlich existiert sie. Die Schattenflur hat deine Eltern gefressen." Das Mädchen resigniert, die wachsamen Augen im Schaukelstuhl wandern wieder zum Stickwerk nach unten.
Wahrscheinlich wurden schon viele hoffnungsvolle Waisen mit dieser Wahrheit konfrontiert. Doch neben routiniertem Zynismus schwingt in den Worten der Hausleiterin unterschwellig noch etwas anderes mit: