Stefanie Sommer

Journalismus-Studentin | FAZ, Mainz

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ISS: Verschwundene Weltall-Tomate nach Monaten wieder aufgetaucht

Nicht mehr „lost in space“: Eine seit acht Monaten auf der Internationalen Raumstation verloren geglaubte Tomate ist wieder da. Zuvor war ein Astronaut verdächtigt worden, sie heimlich verspeist zu haben.


Die NASA hat sich der Erforschung des Weltraums verschrieben. Und während einige kosmische Mysterien vielleicht nie gelüftet werden können, ist doch eines nun endlich geklärt. Die Besatzung der Internationalen Raumstation ( ISS) meldet, dass eine seit acht Monaten vermisste Tomate wiedergefunden wurde. Bei dieser handelte es sich um eine von nur zwölf erfolgreich gekeimten Früchten, die im Rahmen eines landwirtschaftlichen Experiments in der Schwerelosigkeit der ISS gezüchtet worden waren.


Vermeintlicher Tomatendieb doch unschuldig

Verantwortlich für dieses Projekt war US-Astronaut Francisco „Frank" Rubio. Nachdem die Tomate vor mehr als einem halben Jahr bei einer Ernteaktion spurlos entschwebt war, wurde er von seinen Kollegen lange Zeit beschuldigt, sie selbst heimlich aufgegessen zu haben. Doch nun wurde das winzige rote Knöllchen (oder viel mehr seine Überreste) offenbar doch noch gefunden, wie Mitglieder der siebenköpfigen ISS-Besatzung diese Woche in einer Live-Übertragung anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Außenpostens im Orbit mitteilten.

„Unser guter Freund Frank Rubio wurde eine ganze Weile beschuldigt, die Tomate gegessen zu haben. Aber wir können ihn entlasten. Wir haben die Tomate gefunden", sagte NASA-Astronautin Jasmin Moghbeli, wie space.com berichtet.


„Hoffentlich findet jemand dieses kleine verschrumpelte Ding"

Angaben dazu, wo auf der 108 Meter langen Raumstation der etwa 2,5 Zentimeter große Gemüse-Winzling wieder aufgetaucht ist, und in welchem Zustand er sich genau befand, machte sie nicht.


Für Rubio, einen Oberstleutnant der US-Armee, der Ende September nach 371 Tagen im All - die längste Zeit, die ein US-Astronaut in der Geschichte verbracht hat - auf die Erde zurückgekehrt war, dürfte die Meldung eine Erleichterung sein. Schon direkt nach seiner Landung hatte er in einem Briefing den Verlust seines kleinen roten Schützlings beklagt - und die Befürchtung geäußert, nun für immer als Tomatendieb gebrandmarkt zu sein.

„Hoffentlich findet sie eines Tages jemand, dieses kleine verschrumpelte Ding", sagte er damals zu Reportern, nachdem er angegeben hatte, etwa 20 Stunden nach ihr gesucht zu haben. „Ich war mir ziemlich sicher, dass ich sie an der richtigen Stelle angeklettet hatte. Und als ich zurückkam, war sie weg."


Veg-05

Das Projekt, zu dem die Rubio-Tomate gehörte, ist unter dem Namen Veg-05 bekannt. Offiziell trägt das Unterfangen den Titel „Untersuchung der Produktivität, des Nährwerts und der Akzeptanz von Salatpflanzen zur Ergänzung des ISS-Nahrungssystems". Mit dem Experiment soll das Wissen über die Ernährung von Astronauten während langer Missionen erweitert werden.


Neben der Bewertung der Lebensfähigkeit und der Auswirkungen der Raumfahrt auf das Wachstum von Obstpflanzen unter verschiedenen Lichtbedingungen sind auch Geschmackstests Teil der Studie. Zudem soll in einer Umfrage unter den Astronauten festgestellt werden, ob die Arbeit mit den Pflanzen in der Raumfahrtumgebung sich positiv auf ihre psychische Verfassung und Stimmung auswirkt.


Der zurückgekehrte Rubio sprach jedenfalls trotz des Tomaten-Debakels positiv von seiner Zeit am intergalaktischen Gemüsebeet.


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