Stefanie Hardick

Journalistin, Historikerin, Berlin

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Das Land der Düfte

Die Zutaten für Mumiengirlanden, darunter Kornblume, Distel, Alraune und Papyrus.

Dora Goldsmith rekonstruiert altägyptische Duftstoffe – die Doktorandin möchte herausfinden, welche Rolle Gerüche im Reich der Pharaonen spielten.


Das alte Ägypten übt auf viele Menschen eine große Faszination aus: die Pyramiden, der Nil, die Mumien, die Gerüche. Die Gerüche? „Das alte Ägypten war das Land der Düfte", sagt Dora Goldsmith. Die Doktorandin am Ägyptischen Seminar der Freien Universität Berlin beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit der Bedeutung von Gerüchen für die altägyptische Gesellschaft und Kultur. Sie sagt: „Ägypten war in der antiken Welt das Zentrum der Parfümherstellung." Exklusive Düfte, nach heiligen und geheimen Rezepten hergestellt, seien ein Exportschlager gewesen. Auch innerhalb der ägyptischen Gesellschaft seien Gerüche immens wichtig gewesen, erklärt Dora Goldsmith.


„Es gab eine olfaktorische Hierarchie: Am besten roch der König, denn er hatte als Einziger auch im Diesseits einen göttlichen Duft, den die Ägypter ‚sTi nTr' nannten, ausgesprochen ‚setschi netscher'. Der schlechteste Geruch wurde den Fischern zugeschrieben, die den ganzen Tag in den Sümpfen arbeiteten." Die Hieroglyphe für „Fisch" stehe deshalb oft im Zusammenhang mit „Gestank".


Die Beschäftigung mit den Sinnen galt in der Forschung lange als wenig professionell

Obwohl Gerüchen im Reich der Pharaonen eine zentrale Bedeutung zugeschrieben wurden, seien sie bislang wenig erforscht, sagt Dora Goldsmith [...]



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