Die Psychologie hält unzählige Studien und Forschungen zum Thema Entscheidungen bereit. Wir haben ein „Best of" der etwas anderen Wahlforschung versammelt.
Von Stefan Schlögl
1. So viel muss sein
Wie viele Optionen sind ideal? Wann beginnt die Qual der Wahl? Diesen Fragen gingen Forscher der Universität Pompeu Fabra in Barcelona nach. Dabei wurden den Versuchsteilnehmern mehrere Geschenkboxen vorgelegt, die sich in Farbe und Form unterschieden.
Die Aufgabe lautete, aus einer bestimmten Auswahl eine Schachtel auszusuchen, um darin ein Präsent für einen Freund zu verpacken. Am Anfang konnte aus fünf Boxen gewählt werden, mit jeder Runde stieg die Zahl der Alternativen, zuerst auf zehn, dann auf 15, schließlich auf 30.
Das Ergebnis: Bei zehn Optionen waren die Probanden deutlich zufriedener als bei fünf. Doch bereits bei 15 Boxen sank die Entscheidungsfreude erheblich, bei 30 war sie nicht mehr vorhanden. Richtig zufrieden fühlen wir uns also bei einer Auswahl von fünf bis zehn Stück.
2. Volles Risiko
Sobald Stress im Spiel ist, neigen wir dazu, riskantere Entscheidungen zu treffen. Das ist das Ergebnis einer Studie an der Universität Guelph/Kanada.
Testpersonen waren Manager, also Angehörige einer Berufsgruppe, denen man gemeinhin Routine im Umgang mit Stress nachsagt. Tatsächlich neigten aber auch sie dazu, unter Druck riskanter zu entscheiden.
Das deswegen, schlussfolgern die Autoren, weil Stress für eine größere Distanz zu möglichen negativen und langfristigen Folgen führt. Das Geschlecht spielt hier übrigens keine Rolle: Männer und Frauen gehen unter Stress gleichermaßen ins Risiko.
3. Sturm und Drang
Etwas Druck kann bei der Entscheidungsfindung ganz gut sein - zumindest, wenn es um den Harndrang geht. Das zumindest legt eine Studie der niederländischen Universität in Twente nahe.
Dort wurde herausgefunden, dass sich die Pipi-Probanden mit voller Blase eher für langfristige Ziele entscheiden. Angeblich hat das mit der Impuls-Kontrolle zu tun: Wenn wir einen Reiz beherrschen, fällt es uns offenbar leichter, auch andere Impulse zu kontrollieren.
Das deckt sich zwar nicht mit der oft gehörten Aussage „Am Klo hab ich die besten Ideen", aber die ist wissenschaftlich auch nicht belegt.
Dieser Rat kommt vor einer kniffligen Entscheidung so sicher wie das Amen in der Kirche: „Schlaf einfach drüber." Klingt wie ein Stehsatz aus Omis Mottenkiste - ist es aber nicht.
Denn gerade während der Schlafphasen kann sich unser Gehirn von Entscheidungsdruck und Dauer-Grübeleien erholen, alle Informationen des Tages einsortieren und neu verknüpfen. Der Rest kommt in den Abfall.
Schlaf ist erwiesenermaßen die Müllabfuhr fürs Gehirn. Von Unnützem befreit, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich bereits vor dem ersten Kaffee am Morgen ein Heureka-Moment einstellt.
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