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Was macht eigentlich Ex-Bundespräsident Christian Wulff?

Er hatte das höchste politische Amt Deutschlands inne. Heute sind Auftritte von Christian Wulff selten. Nach der öffentlichen Affäre um Bestechlichkeit und Vorteilsannahme trat Wulf 2012 als Bundespräsident zurück. Seitdem ist es ruhig um ihn geworden. Was macht der ehemalige Spitzenpolitiker eigentlich heute?

Er kommt zurück nach Berlin: Für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung hält Ex-Bundespräsident Christian Wulff am Donnerstagabend einen Vortrag zum Thema: "Deutschlands mögliche Aufgaben in der Weltinnenpolitik im 21. Jahrhundert". Doch Auftritte wie diese sind selten geworden für den 55-Jährigen.

Am 17. Februar 2012 trat Wulff wegen Korruptionsvorwürfen vom seinem Amt zurück. Kurz darauf erhob die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage. Es war der erste Korruptionsprozess gegen ein ehemaliges deutsches Staatsoberhaupt. Am Ende konnten die Vorwürfe der Bestechung, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung aber nicht bewiesen werden. Christian Wulff wurde am 27. Februar 2014 freigesprochen.

Privater und beruflicher Neuanfang

Doch das Leben des einstigen Spitzenpolitikers hat sich seit dem Rücktritt grundlegend verändert, kaum ein Spitzenpolitiker ist in so kurzer Zeit so tief gefallen wie Wulff. Er musste sich sowohl beruflich als auch privat völlig neu orientieren. Mit seiner Frau Bettina ist er zwar noch verheiratet, lebt aber seit rund einem Jahr in Trennung.

Wulff zog zudem zunächst zurück in seine alte Heimat Hannover. Dort bewohnte er eine bescheidene Dachgeschoss-Wohnung. Der Musiker und Wulff-Freund Heinz-Rudolf Kunze verriet der "Bild" damals, dass sich der Ex-Präsident mit Joggingrunden im Stadtwald oder mit Radtouren "selbst Luft macht".

Christian Wulff arbeitet wieder Rechtsanwalt

Bereits einen Tag nach seinem Freispruch kündigte Wulff an, eine Anwaltskanzlei für Wirtschafsfragen in Hamburg zu eröffnen. Bereits vor seiner politischen Karriere war Wulff als Anwalt tätig. Durch die Eröffnung der Kanzlei verlagerte sich Wulffs beruflicher Schwerpunkt nach Hamburg. Sein Berliner Büro, das ihm als ehemaligen Bundespräsidenten zusteht, besucht er nur noch an einem Tag in der Woche.

Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten führt Wulff weiter aus. So ist er beispielsweise nach wie vor Schirmherr der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. Finanziell muss sich Wulff ohnehin keine Sorgen machen. Als einstiges Staatsoberhaupt - Skandal hin oder her - steht ihm der Ehrensold von 199.000 Euro pro Jahr zu.

Wulff arbeitet für Euro-Mediterran-Arabischen Länderverein

Seit Ende August bekleidet Wulff ein weiteres Amt. Die Mitglieder des Euro-Mediterran-Arabischen Ländervereins (EMA) wählten Wulff zu ihrem Präsidenten. Der ebenfalls in Hamburg ansässige Verein tritt für eine engere Wirtschaftszusammenarbeit mit den Ländern der Mittelmeer- und Nahostregion ein. Sie berät unter anderem Unternehmen, die in der Region tätig werden wollen. Der EMA ist nach eigenen Angaben politisch, weltanschaulich und konfessionell unabhängig. "Wir verstehen uns dabei auch als Mittler zwischen den Kulturen", heißt es auf der Webseite des Vereins.

Bei dieser neuen Aufgabe kann Wulff auf die Erfahrungen seiner politischen Karriere zurückgreifen. Schon als Bundespräsident hatte er sich für die Integration des Islams in Deutschland eingesetzt. Seine Aussage "Der Islam gehört zu Deutschland" entfachte eine große öffentliche Diskussion.

In die Tagespolitik wird sich das einfache CDU-Mitglied in seiner Heimatstadt Osnabrück nach eigenen Angaben allerdings nicht mehr einmischen; Veranstaltungen wie die am Donnerstagabend werden eine Ausnahme bleiben.

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