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Vom Sauerland nach New York – als Makler für Luxusimmobilien

Sebastian Steinau aus dem Sauerland arbeitet in New York als Makler für Luxusimmobilien.

Essen. Seine Kunden gehören zu den reichsten Menschen der Welt: Sebastian Steinau aus dem Sauerland arbeitet in New York als Makler für Luxusimmobilien.

Ein Loft mit Blick auf den Hudson River. Vier Schlafzimmer, sieben Bäder, Fitnesscenter und Wellnessbereich inklusive. Kostenpunkt: 45 Millionen US-Dollar. Oder ein 3-Zimmer-Apartment in Manhattans noblem Carly Hotel - für 3,5 Millionen US-Dollar. Luxusimmobilien wie diese lassen sich nicht in Zeitungen oder auf Online-Portalen finden. In Sebastian Steinaus Portfolio hingegen schon.

Der gebürtige Sauerländer arbeitet als Makler in New York City. Seine Kundinnen und Kunden gehören zu den reichsten Menschen der Welt. Wer genau sie sind, darüber spricht Steinau nicht. Diskretion ist alles. Wie verschafft man sich Zugang zu solch elitären Kreisen? Und wie lebt und arbeitet es sich in der Stadt, von der gesagt wird, dass sie niemals schläft?

„Meine Eltern haben mir schon immer gesagt: ,Geh raus, erkunde die große, weite Welt! Das Sauerland ist schön, aber es gibt noch so viele andere schöne Sachen da draußen'", erinnert sich der 44-Jährige. Direkt nach dem Abitur ließ er seine Heimat Neheim-Hüsten hinter sich, um in London Internationale Wirtschaft zu studieren.

Umgeben von Studierenden aus den verschiedensten Ländern, wurde sein Wunsch, viel von der Welt zu sehen, nur noch verstärkt. Nach seinem Abschluss arbeitete er daher für ein Unternehmen, das ihm viele Geschäftsreisen ermöglichte. Er verbrachte einige Zeit in Papua-Neuguinea, Südafrika und Saudi-Arabien - und landete schließlich auf den Turks- und Caicosinseln. Eine Inselgruppe mitten in der Karibik, nicht weit entfernt von den Bahamas.

Eigentlich, so Steinau, war geplant, dass er ein Jahr dort verbringt. Doch als ein Bekannter ihm anbot, den Verkauf für rund 200 Luxus-Anwesen auf einer Privatinsel mit Privatflughafen zu leiten, sagte er zu - sein Einstieg in die Immobilienbranche. Die Geschäfte liefen gut, sagt Steinau. Aus einem Jahr wurden zehn. Erst 2015 beschloss er, dass es an der Zeit war, „zu neuen Ufern aufzubrechen".

Zwei Jahre zuvor hatte er in New York Buka kennengelernt. Die beiden führten seitdem eine Fernbeziehung. „Die Karibik ist einer der tollsten Plätze dieser Welt", sagt Steinau. „Aber wenn man ambitioniert ist und beruflich eine Stufe höher gehen möchte, dann ist New York das Nonplusultra." Da viele New Yorker in der Karibik ihren Urlaub verbringen, habe er bereits gute Kontakte knüpfen können, sei deshalb „weich gefallen", als er versuchte, sich auf dem New Yorker Immobilienmarkt, einem der teuersten und umkämpftesten der Welt, zu behaupten.

Sein erstes Projekt, so Steinau, war eines der größten Bauprojekte der US-Geschichte: ein 25 Milliarden Dollar teurer Komplex, dessen Vertriebsleitung für die internationalen Geschäfte er übernahm. „Mich haben zu der Zeit immer wieder Freunde und Bekannte gefragt, ob ich ihnen bei der Suche nach einem passenden Objekt helfen könnte", erzählt Steinau, der sich daraufhin selbstständig machte. Heute kauft und verkauft er für seine Kundinnen und Kunden Immobilien in der ganzen Stadt.

Angefangen bei einer Million US-Dollar, nach oben sind keine Grenzen gesetzt. „Mir geht es aber nicht um diese Zahlen. Für mich ist es ein emotionales Geschäft. Wenn man seine eigenen vier Wände verkaufen will, ist das mit unheimlich vielen Emotionen verbunden. Und es gibt nichts Schöneres, als wenn man für seinen Kunden ein neues Zuhause gefunden hat", sagt er.

In dem „gehobenen Segment", in dem er arbeitet, gebe es nur wenige erfolgreiche Makler. „Die Luft wird dünn. Man muss schon am Ball bleiben in New York. Hier wird einem nichts geschenkt", sagt er. Für seinen Alltag bedeutet das: lange Arbeitstage im Büro, keine freien Wochenenden, auch private Treffen mit Geschäftlichem verbinden.

„Es ist schon krass. Aber jeder muss für sich selbst wissen, wie er es einteilt." „Krass" ist auch das Wort, das New York seiner Meinung nach am besten beschreibt: „Jeder, der hier lebt und arbeitet, will es schaffen. Jeder hat ohne Ende Energie, ist super ambitioniert. Das fasziniert mich total."

Für Steinau ist die Stadt mit ihren mehr als acht Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern auch „die Stadt der Extreme" - und der „extremen Gegensätze". Letzteres trifft vor allem auf die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt: So sind laut „New York Times" 80.000 Menschen in der Stadt obdachlos, ein Viertel von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Ein Fünftel aller New Yorkerinnen und New Yorker gelten als arm.

Gleichzeitig leben dem „Manager Magazin" zufolge mehr als 345.600 Millionäre, 15.470 Multimillionäre und 59 Milliardäre in der Stadt. „Hier triffst du alle Gesellschaften auf der Straße. Das ist aber auch das Interessante, weil man hier mit so vielen verschiedenen Kulturen auf einem so kleinen Ort zusammenlebt", sagt Steinau. Seine Frau, die zu künstlicher Intelligenz forscht, und seine beiden Töchter fühlen sich hier ebenfalls „pudelwohl". Die nächsten 20 bis 30 Jahre will die Familie daher auf jeden Fall in der Weltmetropole bleiben. Und dann? Zurück ins Sauerland?

„Geschäftlich sehe ich mich eher nicht in Deutschland. Aber ich hoffe schon, irgendwann zurückzukommen und dort wieder Fuß zu fassen." Mindestens einmal im Jahr ist er in seiner Heimat zu Besuch, um seine Familie und seine Freunde zu treffen. „Ich vermisse ja nicht nur das Sauerland, sondern die Westfalen, das Bodenständige. Im Sauerland laufen die Uhren bewusst ein bisschen langsamer. Das vermisse ich manchmal, weil du in New York schon ein hohes Pensum hast. "

Steinau hat einen Weg gefunden, das Heimatgefühl nach New York zu bringen - an seinem Lieblingsort in der Stadt: dem Central Park. Er wohnt am nördlichen Ende des 412 Hektar großen Parks, kann von seiner Wohnung aus bis nach Manhattan blicken. „Der Central Park ist einer der schönsten Flecken der Welt. Du hörst hier keine Autos, keine Sirenen", sagt Steinau. „Du vergisst, dass du mitten in Manhattan bist, weil du genauso gut im Wald im Sauerland stehen könntest."

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