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Little Tokyo: Japanische Kultur zum Anfassen - in Düsseldorf

Ruth Schleyer nimmt ihre Gäste mit auf eine besondere Entdeckungstour durch das japanische Viertel in Düsseldorf. Foto: Bernd Thissen / FUNKE Foto Services

 In Düsseldorf ist die größte japanische Community Deutschlands zu Hause. Eine besondere Tour durch „Little Tokyo“ – samt leckerer Kostproben.

Zwischen Düsseldorf und Tokyo liegen mehr als 12.000 Kilometer – und trotzdem kann man sich der japanischen Kultur in Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt ganz nah fühlen. Denn hier ist die größte japanische Community Deutschlands zu Hause.

Ob Sake, Sushi oder Mangas: Rund um die Immermannstraße haben sich etliche japanische Restaurants, Bars und Geschäfte angesiedelt, das Viertel ist zumindest inoffiziell auch nach der japanischen Hauptstadt benannt: „Little Tokyo“.
Ein wichtiger Anlaufpunkt ist das deutsch-japanische Center. Vor dem großen Gebäude, versehen mit hellbraunen Granitsteinen, empfängt Stadtführerin Ruth Schleyer ihre Gäste. „Aber bevor wir die vielen japanischen Spezialitäten probieren, erfahrt Ihr, liebe Gäste, warum es das japanische Viertel überhaupt gibt“, sagt sie zu Beginn der Tour – und liefert gleich die passenden Zahlen:

Mehr als 8000 Japanerinnen und Japaner leben in der Stadt, rund 400 japanische Firmen haben sich in Düsseldorf angesiedelt. Die Verbindung ist eng, hält Schleyer fest – und das bereits seit dem 19. Jahrhundert. Nach langer Isolation öffnete sich Japan ab 1854 der Welt. „Der Düsseldorfer Kaufmann Louis Kniffler hat die Gunst der Stunde erkannt und war einer der ersten Deutschen, der einen Fuß in der sich langsam öffnenden Tür hatte.“

In kürzester Zeit baute Kniffler ein Handelsimperium auf, bald gehörte die Hälfte aller Schiffe, die in Yokohama anlandeten, zu seiner Handelsflotte. Die gehandelten Waren verkaufte er nicht nur in seiner Heimatstadt. Vasen, Möbel und Geschirr aus Japan waren schließlich in ganz Europa begehrt, sagt Schleyer: „Mit der Öffnung Japans brach ein Japan-Fieber aus, es gab einen richtigen Hype.“

Die Verbindung riss auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ab. In den 1970ern eröffnete schließlich das deutsch-japanische Center, samt privaten Karaoke-Zimmern. Diese bieten sich perfekt an, um nach einem Abend im gegenüberliegenden Izakaya, einer japanischen Kneipe, weiter zu feiern, sagt Schleyer.

Serviert wird in der Bar vor allem Sake, ein Getränk mit sieben bis 15 Prozent Alkohol. „Wie beim Sushi spricht man das S beim Sake scharf aus“, erklärt Schleyer. Sie selbst habe das von Hidenori Yoshimatsu gelernt, der mit einer Flasche Sake und Schnapsgläsern bereits vor seinem Laden wartet.

Nach einer kleinen Kostprobe stöbern Schleyer und ihre Gäste noch im „Kyoto by Japan Art Deco“, in dem Yoshimatsu neben verschiedenen Teesorten samt Service auch Schalen, Fächer und Stäbchen verkauft.

Bis vor Yoshimatsus Laden zieht sich die Warteschlange für das Restaurant nebenan. „Die jungen Leute sind verrückt nach den Miso-Suppen und Gyoza im Takumi. Jetzt um vier Uhr nachmittags gibt es schon eine Schlange, am Wochenende geht sie bis dahinten“, sagt Schleyer und zeigt auf die rund 100 Meter entfernte Kreuzung.

Mindestens genauso begehrt: die Mangas der Buchhandlung Takagi, die auf der anderen Straßenseite liegt. Insbesondere am Wochenende stehen die Menschen hier ewig lange an, um ihren Lieblings-Comic zu kaufen, erzählt Schleyer.

Die Szene ist mittlerweile so groß, dass Düsseldorf den Animes und Mangas jedes Jahr ein ganzes Wochenende widmet: Auf der DoKomi-Messe und im japanischen Garten im Nordpark versammeln sich dann zehntausende Fans, oft verkleidet als ihre Lieblingsheldinnen und -helden.

Nur wenige Meter von der Buchhandlung entfernt, legt Schleyer schon den nächsten Stopp ein: Ihre Gäste können Onigiri (Reisbällchen eingehüllt in ein Algenblatt), Mochi (süßer Reiskuchen) und traditionellen grünen Tee aus dem Sortiment eines Supermarktes probieren.

Dabei erklärt Schleyer, dass ein Festessen alle fünf Geschmacksrichtungen – süß, sauer, salzig bitter und umami, was so viel wie herzhaft oder würzig bedeutet – enthalten und auch alle fünf Zubereitungsarten – roh, gekocht, gebraten, frittiert und eingelegt – aufweisen sollten.

„Köstlich“, findet Teilnehmer Hans Voss den Mochi mit Zitronen-Geschmack. Der gebürtige Kanadier lebt und arbeitet derzeit in Heidelberg, ist für einen Kurzurlaub nach Düsseldorf gekommen. „Ich habe mir das Little Tokyo größer vorgestellt.

Eher wie die Chinatowns in Toronto oder San Francisco“, sagt er. In Düsseldorf liegen die Restaurants und Geschäfte tatsächlich dicht an dicht, sodass Schleyers zweistündige Führung bereits nach einem gelaufenen Kilometer endet. Eine leckere Belohnung für die gelaufenen Meter gibt es dennoch: Zum Abschluss wird im „Maruyasu“ Sushi mit Thunfisch und frittierten Süßkartoffeln serviert, Tipps zum richtigen Verzehr inklusive.


Alle Infos zur Tour: Düsseldorf Tourismus bietet die Führung „Sushi, Sake & japanischer Lifestyle“ an mehreren Tage in der Woche für 27 Euro pro Teilnehmer an. Weitere Infos unter www.duesseldorf-tourismus.de.

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