Ich bin acht Jahre nach der Wiedervereinigung in Brandenburg an der Havel geboren und auf dem Land aufgewachsen. Meine Familie hat nie viel über die DDR geredet. Diese gewaltige Geschichte des untergegangenen Landes tauchte in den Erzählungen von früher allenfalls als Randnotiz, als Fußnote auf - "es war ja noch DDR" -, wenn meine Oma beispielsweise erklärt, dass sie bestimmte Produkte im Laden nicht bekommen hat.
Lange Zeit bin ich einfach davon ausgegangen, dass meine Familie abseits der Städte keine großen Auswirkungen von DDR-Unrecht und später der Wende gespürt haben. Deswegen bin ich auch nie auf die Idee gekommen, meine Verwandten zu fragen, ob sie bei der Stasi waren oder denken, sie wurden bespitzelt. Meine Eltern sind 1989 auch nicht montags auf die Straße gegangen. Es ist also nicht so, als hätte man mir ein politisches Erbe aufgetragen, was vielleicht schon der erste Grund ist, warum ich mich selten als ostdeutsch identifiziere. Obwohl ich "nur" ein Nachwendekind bin.