am 11. März 2016 um 19:00 Uhr im Foyer des Neubaus: Heiligengeiststraße 38 - Eintritt FREI
"Sofern es überhaupt ein ›Bewältigen‹ der Vergangenheit gibt, besteht es in dem Nacherzählen dessen, was sich ereignet hat; aber auch dies Nacherzählen, das Geschichte formt, löst keine Probleme und beschwichtigt kein Leiden, es bewältigt nichts endgültig, es hilft aber, ›die innere Wahrheit des Geschehens so transparent in die Erscheinung‹ zu bringen, daß man sagen kann: Ja, so ist es gewesen." –Hannah Arendt
Eintritt 3,- € / 2,- €
Öffnungszeit: Di - So: 12.00 - 17.00 Uhr
VERMISST, VERLOREN, VERGESSEN...
Die Wanderausstellung - in Kooperation mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa - dokumentiert in nie zuvor gezeigten Bildern und Textzeugnissen den Weg der Wolfskinder bis heute.
Die Ausstellung basiert auf einem Oral History Projekt der Fotografin Claudia Heinermann und der Journalistin Sonya Winterberg.
Für diese einzigartige Dokumentation reisten sie über mehrere Jahre nach Litauen, um die dort lebenden Wolfskinder zu besuchen. Mit ihnen sprachen sie über die Erlebnisse der Kindheit, die Flucht und das Leben hinter dem Eisernen Vorhang - ohne Wurzeln und voll der Sehnsucht nach Familie und Verwandten. Ihre bewegenden Schicksale werden so dem Vergessen entrissen und öffnen sich zu einem vielschichtigen Panorama der Zeitgeschichte.
Hunderttausende Deutsche flohen Ende des Zweiten Weltkrieges vor der Roten Armee aus Ostpreußen und Königsberg. Immer wieder gingen Kinder auf der Flucht verloren oder erlebten die Ermordung der eigenen Familie. Andere mussten ohnmächtig mit ansehen, wie ihre Geschwister verhungerten, die Großeltern aus Schwäche starben oder die Mutter einer Epidemie erlag. Auf sich alleine gestellt, versuchten diese Kinder in der freien Natur des Baltikums zu überleben. Gegen Hunger, Kälte und sowjetische Willkür führten sie einen Kampf um Leben und Tod. Einige fanden Unterschlupf bei litauischen Bauern, die sie heimlich aufnahmen und notdürftig versorgten. Im Gegenzug halfen die Kinder auf den Höfen aus. Eine Schulbildung blieb den meisten verwehrt, ein Großteil kann bis heute weder lesen noch schreiben. In der Regel erhielten die Kinder eine neue Identität und litauische Namen, um ihre Herkunft zu verschleiern. So blieben sie Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang zurück ohne dass ihr Schicksal einer größeren Öffentlichkeit bekannt war. Seit dem Fall der Sowjetunion Anfang der neunziger Jahre veränderte sich auch das Leben der Wolfskinder.
Wanderausstellung in Kooperation mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa:
Das Deutsche Kulturforum östliches Europa in Potsdam engagiert sich für die Vermittlung deutscher Kultur und Geschichte des östlichen Europa. Dabei sind alle jene Regionen im Blick, in denen Deutsche gelebt haben oder bis heute leben. Zusammen mit Partnern aus dem In- und Ausland organisiert das Kulturforum Ausstellungen und Veranstaltungen. In seiner Potsdamer Bibliothek östliches Europa erscheinen Sachbücher, Bildbände und Kulturreiseführer. Die Internetpräsenz des Kulturforums informiert über Publikationen, Projekte und Entwicklungen innerhalb des Themenbereichs. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Berliner Str. 135, Haus K1, 14467 Potsdam Tel. +49(0)331/20098-0, Fax +49(0)331/20098-50, deutsches(at)kulturforum.info , www.kulturforum.info
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Begleitprogramm zu dieser Ausstellung
11.03.2016 - 19:00 Uhr (Eintritt FREI):
Ausstellungseröffnung in Anwesenheit der beiden Kuratorinnen Claudia Heinermann und Sonya Winterberg
12.03.2016 - 16:00 - 18:00 Uhr (Eintritt FREI):
Podiumskiskussion mit den Kuratorinnen Claudia Heinermann und Sonya Winterberg sowie dem Historiker und Litauen-Spezialisten PD. Dr. joachim Tauber, Direktor des Nordost-Instituts Lüneburg (IKGN). Moderation: Dr. Joachim Mähnert (Direktor OL)
13.03.2016 - 12:00 Uhr: (Einritt 4,00 €/3,00 €):
Führung durch die Sonderausstellung mit der Kuratorin und Fotografin Claudia Heinermann.
21.03.16 - 19:00 Uhr (Eintritt 5,00 €):
Lesung „Mein Name ist Maryt?" von Alvydas Šlepikas in Anwesenheit des Autors, des Übersetzers Markus Roduner und Dr. Gabriel? Žaidyt? , Kulturattaché der Republik Litauen. Eine Veranstaltung des Kulturreferats
06.04.16 - 19:00 Uhr (Eintritt 5,00 €):
Lesung mit Brigitte Trennepohl aus dem Buch: „Das Wiegenlied der Wolfskinder" von Johanna Ellsworth.
Der historische Roman beruht auf den Erlebnissen eines Wolfskindes. Frau Trennepohl, die nach dem Krieg als ostpreußisches Kind ebenfalls versuchte, in Litauen zu überleben, beriet die Autorin bei der Abfassung des Buches und kümmerte sich viele Jahre um in Litauen lebende Wolfskinder.
26.04.16 - 19:00 Uhr
Film "Wolfskinder" von Regisseur Rick Ostermann (D/Lit 2013, 94 Min.). Bitte achten Sie auf mögliche Terminänderungen. Eine Veranstaltung des Kulturreferats Rick Ostermann widmet sich in seinem Spielfilmdem (fiktiven) Schicksal zweier Brüder, des 14-jährigen Hans und seines jüngeren Bruders Fritzchen, die nach dem Tod ihrer Mutter nach Litauen fliehen. Doch bald schon verlieren sie sich aus den Augen. Gemeinsam mit anderen Kindern und Jugendlichen versucht Hans, sich zu jenem Bauernhof durchzuschlagen, von dem seine Mutter auf dem Sterbebett gesprochen hatte - unter katastrophalen Bedingungen und stets auf der Flucht. WOLFSKINDER ist ein hartes Drama, das schonungslos die Gräuel des Kriegs zeigt, den historischen Kontext weitgehend unerklärt lässt und sich stattdessen voll und ganz auf die Sicht der Kinder und Jugendlichen konzentriert, die unschuldig in diese Situation geraten sind. Zugleich aber weist er über die dokumentarisch anmutende Inszenierung immer wieder hinaus, indem er die Kinder und Jugendlichen in Beziehung zu der sie umgebenden Natur stellt. Diese Naturaufnahmen und die Geräuschkulisse lassen den Film so auch sehr sinnhaft wirken und verdeutlichen mit der Sprache des Kinos eindrucksvoll, in welcher Umwelt die Kinder und Jugendlichen leben und wie es ihnen geht. Die sich daraus ergebende Stimmung lässt WOLFSKINDER so bedrückend wirken und öffnet zugleich den konkreten historischen Bezugsrahmen: WOLFSKINDER funktioniert auch als eindringliche Mahnung, das Schicksal gegenwärtiger Flüchtlingskinder in ähnlich schwierigen Lagen nicht zu vergessen
22.05.16 - 15:00 Uhr (Eintritt 4,00 €/3,00 €)
Führung durch die Ausstellung mit Kuratorin und Autorin Sonya Winterberg am Internationalen Museumstag.
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