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Aus alt mach anders: Mietwohnungen in altem Kornspeicher

Aus alt mach anders: Mietwohnungen in altem Kornspeicher

Den 1967 erbauten Kornspeicher wollte Architekt und Unternehmer Mario Holste aus Pr. Ströhen abreißen, aber jetzt verwirklicht er mit dem 18 Meter hohen Gebäude eine andere Idee.

Insgesamt 43 historische Wind-, Wasser- und Rossmühlen gibt es in Minden-Lübbecke. Das sind nur die restaurierten Mühlen. In etlichen Ortschaften schlummern zusätzlich noch nicht instand gesetzte Zeugnisse der ersten Industrialisierung auf dem Land. Eine davon ist die alte Mühle in Pr. Ströhen nah des Diekflußes.

In einem ersten Schritt baut dort der Architekt und Unternehmer Mario Holste aus Pr. Ströhen den ehemaligen Kornspeicher zu einem fünfgeschossigen Wohnhaus um. Es entstehen fünf rund 85 Quadratmeter große, modern ausgestattete und barrierefreie Mietwohnungen. „Die Wohnungen liegen zentral zu Auemarkt, Kindergarten und Grundschule, aber trotzdem in der Natur“, beschreibt der Bauherr einen weiteren Pluspunkt.

Es gebe nur wenig Mietwohnraum in Pr. Ströhen, merkt Mario Holste an. Das habe auch die Ortsvorsteherin Bianca Winkelmann bemängelt. „Aber eigentlich ist es ja logisch, dass es hier kaum Mietwohnungen gibt. Die Baugebiete sind für Ein- bis Zwei-Familienhäuser ausgelegt.“ So sei die Idee entstanden, ob nicht bei der Mühle etwas möglich wäre.

Bedarf ist da, weiß Mario Holste. Und das, obwohl in Rahden und den umliegenden Kommunen immer noch viele Wohnungen und Häuser gebaut werden. „Haushalte werden von der Personenzahl immer kleiner“, merkt der Pr. Ströher an. Hinzu komme, dass ältere Menschen feststellen würden, dass ihnen ihre Haus- und Hofanlagen zu groß würden.

Erster Plan war ein Mehrfamilienhaus direkt am Diek

Ursprünglich sei sein Plan gewesen, ein Mehrfamilienhaus direkt am Diek zu bauen und den Kornspeicher abzureißen, erzählt Mario Holste. Dann habe er sich den Bestand näher angeschaut. Der 1967 erbaute Kornspeicher sei ein massives Gebäude. „So ist die Idee entstanden, Wohnungen daraus zu machen. Eine Herausforderung ist das schon“, berichtet der Architekt.

Das Gebäude sei 18 Meter hoch, innen habe es zwölf Kornzellen gegeben. „Die haben wir alle herausgeschnitten. Das war schon ein Aufwand.“ Jetzt werden Zwischendecken eingezogen. Pro Etage wird eine Wohneinheit entstehen. Ein fünfstöckiges Gebäude ist eine Ausnahme in Pr. Ströhen. „Normal sind aus Brandschutzgründen nur drei Stockwerke möglich, weil die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr nicht höher ist“, verdeutlicht Mario Holste. Vor den Kornspeicher werden jetzt jedoch nach Süden ausgerichtete Balkone gesetzt mit einem verbindenden Treppenturm. Damit ist neben dem Treppenhaus ein zweiter Flucht- und Rettungsweg gegeben.

Formen des Umbauens sind so alt wie die Architektur selbst. Jedoch hat die Umbaukultur in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung verloren. „Ich mache so etwas gern“, sagt Mario Holste und erinnert an den Ulmenhof in Stelle. Die Traditionsgaststätte hat der Pr. Ströher zu einer Tagespflege für Senioren umgebaut. Trotzdem sei bei jedem Projekt die Wirtschaftlichkeit abzuwägen, merkt der Architekt an, der zunächst Tischler und dann Groß- und Außenhandelskaufmann gelernt hat.

Schon während des Studiums hat der Pr. Ströher Dachbodenausbauten geplant. Seit 2006 ist Mario Holste selbstständig mit einer Zimmerei, Tischlerei, Dachdeckerei und einem Architekturbüro. Seit 2013 ist der anerkannte Ausbildungsbetrieb mit mehr als 20 Mitarbeitern im Gewerbegebiet Pr. Ströhen ansässig. Entworfen, geplant und gebaut werden Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser bis hin zu Feuerwehrgerätehäusern und Industriebauten. Aber auch besondere Neubauprojekte, wie die Ferienhäuser auf Stelzen am Tierpark Ströhen.

Auch der alten Windmühle wieder Leben einhauchen

Neben den fünf Mietwohnungen im alten Kornspeicher gehört zum Projekt „Wohnen am alten Diek“ ein neues Gebäude mit sieben Eigentumswohnungen zwischen 73 und 115 Quadratmetern. Die Fertigstellung ist bis Ende 2024 geplant. Auch die alte Windmühle aus dem 19. Jahrhundert möchte der Architekt restaurieren und wieder instand setzen. „Aber eins nach dem anderen“, erklärt Mario Holste.