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Die Software-Pioniere aus Stemwede

Die Software-Pioniere aus Stemwede

Digitalisierung ist heute ein vielberufener Begriff. Das war vor 50 Jahren anders. Zum Telefonieren nutzte der Mensch ein Wählscheibentelefon oder die Telefonzelle, Unternehmen kommunizierten per Brief, Telex oder Fernkopierer, binäre Rechenmaschinen hatten die Größe von mehreren Kühlschränken. Am Stemweder Berg fanden sich 1971 mit Peter Schehka und Alfred Schlierkamp zwei Pioniere zusammen und gründeten die Firma S+S Software und Systemplanung. In diesem Jahr feiert das damalige Start-up runden Geburtstag.

„50 Jahre ist eigentlich kein Alter für ein Unternehmen. In der IT-Branche sind wir mit unseren 50 Jahren ein absoluter Dino“, erklären die heutigen Geschäftsführer Dirk Forke und Michael Förster und lachen. Der konzernunabhängige Mittelständler wurde ein Jahr vor SAP gegründet, dem börsennotierten Softwarekonzern aus Baden-Württemberg, und vier Jahre vor Microsoft.

Die S+S Software Partner GmbH in Haldem versteht sich als Digitalisierungspartner des Mittelstandes. Die Anwendungen der Stemweder für Bereiche wie Finanzbuchhaltung, Kostenrechnung, Verkauf oder Logistik sowie Vermögens- und Wertpapierverwaltung sind branchenunabhängig einsetzbar.

Bedient werden Einzel- und Großhandel, produzierendes Gewerbe, Hotels und Verlage sowie Banken, Bausparkassen oder Leasingunternehmen. Digitalisierung sei kein Selbstzweck. „Es geht darum, Unternehmen leistungsfähiger zu machen“, unterstreicht Dirk Forke.

„Die Kunden schätzen, dass wir auf Augenhöhe mit ihnen sprechen und dass wir erreichbar sind“, sagt Michael Förster. „Bei uns gibt es kein Call-Center. Hier bewegt sich sofort etwas“, verdeutlicht der 47-jährige Stemweder.

Zu den Kunden zählen mittelständige Unternehmen mit rund zehn bis 500 Mitarbeitern. „Wir sind bundesweit unterwegs vom Breisgau über Berlin bis Schleswig-Holstein“, ergänzt Dirk Forke. So manche Geschäftsbeziehung halte schon über Jahrzehnte. „Dass wir bereits vor rund vier Jahren einen Glasfaseranschluss bekommen, war ein Glücksfall“, unterstreicht der Geschäftsführer. Derlei Techniken waren bei der Firmengründung 1971 noch in weiter Ferne. Der Erfolg des mittelständigen Unternehmens begann mit der vom Bundesministerium für Forschung und Technologie geförderten Software FIBBS (Finanzbuchhaltung mit Betriebswirtschaft und Bildschirmen).

Viel Herzblut steckten Peter Schehka und Alfred Schlierkamp in die Entwicklung des Programms. Gleichzeitig mussten sie viel Überzeugungsarbeit bei potenziellen Kunden leisten. Der zunehmende Erfolg machte 1980 einen Umzug von Lemförde nach Haldem in größere Räume nötig. Geblieben ist das Ziel. Die Anwendungen sollen sich bedarfsgerecht an den Bedürfnissen des Kunden orientieren.

„Gerade nimmt bei unseren Kunden das Thema E-Commerce Fahrt auf“, betont Dirk Forke. Deswegen hat das Haldemer Unternehmen im letzten Dezember die Werbeagentur Gußahn und Garske in Hannover übernommen. Ein Schwerpunkt der Agentur ist die Produktpräsentation mit 3D-Grafiken statt durch Fotografie. „Mit ihren besonderen Kompetenzen für den Online-Handel passt die Agentur gut zu uns“, erläutern Forke und Förster.

Neueste Entwicklung der Stemweder ist eine Plattform für digitale Beschilderung, die es in dieser Form bislang noch nicht gab. Schilder und Produktinformationen zu digitalisieren, hätten bisher hauptsächlich größere Firmen stemmen können.

Unter der Wortmarke „matizze“ machen die Haldemer Displays für mittelständische Einzelhändler, Hotels, Restaurants und andere Betriebe nutzbar und bezahlbar. „Der Endkunde bestellt die für ihn passenden Displays mit Zubehör und lädt die App herunter“, erläutert Dirk Forke. „So sind Schilder in wenigen Minuten erstellt und in Kalender und andere Programme eingebunden“, erklärt der 57-jährige Bad Holzhausener.

Als Lager und Umschlagplatz für das neue Produkt dient das alte Feuerwehrgerätehaus in Haldem. Kreativität in Sachen Räumlichkeiten haben bereits die Unternehmensgründer bewiesen. Der erste Großrechner fand in den 1970er-Jahren seinen Platz in einem Badezimmer.