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Orgelbauer zieht alle Register

Orgelbauer zieht alle Register

Mathias Johannmeier war schon als Kind von Kirchenorgeln schwer beeindruckt. 
Heute beherrscht er das Handwerk rund um die wertvollen Instrumente.

Die Orgel gilt als die Königin der Instrumente in der Kirchenmusik. Wenn alle Register gezogen werden, herrscht nicht nur an Weihnachten festliche Stimmung. Alle Register handwerklichen Könnens zieht Orgelbauer Mathias Johannmeier tagtäglich in seinem Beruf. Er arbeitet mit Holz und Metall, muss sich mit Pneumatik und Elektrik auskennen und natürlich mit Musik. Für ihn sei die Kombination genau das Richtige, gibt der gebürtige Herforder zu, der seine Werkstatt in Levern hat.

„Schon als Kind haben mich Kirchenorgeln fasziniert“, gibt Mathias Johannmeier zu. Dazu kommt seit je her ein Faible vor allem für klassische Musik. „Während meine Mitschüler in die Disco gingen, habe ich Bach gespielt“, sagt der 47-Jährige und lacht. Kirchenmusik zu studieren, sei für ihn jedoch keine Option gewesen. So habe er überlegt, wie sich ein Handwerk mit dem Instrument verbinden ließe.

Nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung blieb Mathias Johannmeier die ersten Gesellenjahre in seinem Lehrbetrieb in Vlotho. „Dann wollte ich über den Tellerrand schauen, sehen wie andere arbeiten“, berichtet der Orgelbauer. Sein Weg führte ihn nach Verl, Hannover und Osnabrück und schließlich zurück in die Region. Neben dem Handwerk hat er sich auch musikalisch weiterentwickelt. „Pfarrer Beckmann aus Börninghausen hat mich gefördert. Über ihn habe ich viele Kontakte knüpfen können.“

Seit über zehn Jahren ist Mathias Johannmeier selbstständig. Angefangen ist er in Bad Essen in einer Garage.Vor einiger Zeit fand der Orgelbauer in Levern eine passende Immobilie. Das Schaufenster mit einigen Liebhaberstücken weist den Weg zur dahinter liegenden Werkstatt. „Ich habe viele Kunden in Minden-Lübbecke, Bielefeld, Herford und Osnabrück. Da liegt die Werkstatt im Stiftsort zentral“, freut sich der Unternehmer, der mit seinem Ehemann Arndt Höpker in Enger wohnt.

Ein Orgelbauer arbeitet mit Naturmaterialien wie Leder, Filz und Massivhölzern. „Wie vor 300 Jahren“, erklärt Mathias Johannmeier. Im 17. und 18. Jahrhundert erreichte der Orgelbau in Europa eine Blütezeit. Einige Instrumente in der Region wie die in der St.- Marien-Kirche Dielingen oder der Heilig-Kreuz-Kapelle Haldem stammen aus der Epoche. Vor den seinerzeitigen Erbauern hat der 47-Jährige Respekt.

„Heute fahre ich von meinem Zuhause im Auto zu meiner warmen Werkstatt und von dort zu meinen Kunden. Damals wohnten Orgelbauer in Kirchen und Klöstern. Die Gebäude waren undicht und es zog. Wir haben heute Maschinen, Strom und fließend Wasser. Damals war der Orgelbau pures Handwerk“, verdeutlicht Mathias Johannmeier. „Dafür hatten die Orgelbauer damals etwas, was die Menschen heute kaum noch haben, nämlich Zeit“.

Wie ein Auto müsse auch eine Orgel regelmäßig gewartet werden. Eine Generalüberholung stehe alle 15 bis 20 Jahre an. Das Instrument zu reinigen, zu restaurieren und klanglich einzustimmen dauere durchschnittlich sechs bis acht Wochen. „Das mache ich nicht allein, sondern mit meinen Mitarbeitern“, sagt Mathias Johannmeier.

Seine Sorge ist, dass die Kirchengemeinden angesichts knapper Kassen in Zukunft an der Unterhaltung der Orgeln sparen könnten. Werde Wartung und Pflege vernachlässigt, leide das wertvolle Instrument. Das wäre schade. Eine schlecht gestimmte, klappernde oder rauschende Kirchenorgel bereite dem Organisten und den Gästen keine Freude, verdeutlicht Mathias Johannmeier.

Für die Zukunft wünscht sich der 47-Jährige, dass die Entschleunigung auch nach der Corona-Pandemie ein Stück weit bleibe. „Es wäre schön, wenn die Menschen Zeit und Ruhe haben für Kultur und dabei Kraft tanken können.“ Dass die Kirchenorgeln in der Region gut intoniert sind und stimmig klingen, dazu wird Mathias Johannmeier gern weiterhin beitragen.