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Naturdenkmal Kopfeichenwall

Naturdenkmal Kopfeichenwall

Für die meisten Menschen ist eine Eiche mit ihrer großen Krone und weit ausladenden Ästen ein imposanter Baum. Der rund 350 Meter lange Kopfeichenwall in Kleinendorf an der Westerlage fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge, wenn überhaupt. Das liegt möglicherweise auch daran, dass die Natur am renaturierten Flusslauf der Großen Aue mit idyllisch von Birken eingeschlossenen Weiden sowie von Eichen- und Birkenalleen gesäumten Seitenstraßen schon für sich genommen für jeden Naturfreund beeindruckend ist.

Die Kopfeichenwälle stellten eine Besonderheit für den Kreis Minden-Lübbecke dar, deshalb wurden sie als Naturdenkmal eingestuft. „Hecken und Wallhecken wurden insbesondere zum Schutz gegen den Wind angelegt“, erklärt Janine Küchhold von der Kreis-Pressestelle. „Dies war insbesondere aufgrund von Sandverwehungen wichtig.“ Die Sandwehen bedeuteten im 18. Jahrhundert eine große Gefahr für die Bauern, schreiben auch die Ortsheimatpfleger der Auestadt in ihrem Buch „Rahden im Wandel der Zeit“, das zum 975-jährigen Jubiläum der Stadt erschienen ist. 1776 drohten 300 Morgen Land zu versanden. Stellenweise soll der Sand bis an die Dächer gereicht haben. Als auch Einsaaten und Zäune die Gefahr nicht bändigten, wandte man sich an König Friedrich den Großen, der Anpflanzungen von Heckenkiefern auf Staatskosten anordnete.

„Im 18. Jahrhundert wurden zum Teil Weidenflechtzäune angelegt, die den Sand aufhalten sollten“, berichtet Janine Küchhold. Die Düne „Weiße Haart“, auch ein Naturdenkmal in Wehe, westlich der Barler Straße (K66), sei vermutlich auf diesem Weg entstanden. Dort in der Nähe gibt es einen weiteren Kopfeichenwall. Der rund 450 Meter lange Wall liegt entlang der Gemeindestraße „Zur Barler Heide“.

„Nach Recherche bei einem Wallheckenexperten im Jahr 2011 werden die Kopfeichen in Wehe auf ein Alter von 200 bis 400 Jahren geschätzt“, sagt Janine Küchhold. „Geköpft wurden die Bäume vor allem, da sie dann im eigenen Besitz blieben. Bäume ab einer gewissen Höhe mussten hingegen abgetreten werden.“ Das beim „Schneiteln“ anfallende Material sei als Brennholz, für Werkzeuge, beim Hausbau, zur Herstellung von Körben und Sieben wie auch zum Gerben verwendet worden. Die Gerbsäure sei nur in der jungen Rinde enthalten. Der Schnitt erfolgte im Mai bis Juni. „Die Triebe stehen dann voll im Saft und sind für die Gerberei besonders wertvoll. Eine Gerberei gab es in Kleinendorf. Außerdem wurde das Laub als „Laubheu“ verfüttert.“

Bäume spielen eine wichtige Rolle in der Kulturgeschichte der Menschen. Sie sind Schattenspender, Ort des Friedens, Lebensraum für Vögel und Insekten oder Rohstofflieferant. Aufgrund ihrer besonderen Bedeutung sind im Rahdener Stadtgebiet rund 20 Einzelbäume oder Baumgruppen in der Liste der Naturdenkmäler des Kreises Minden-Lübbecke eingetragen.

Der internationale Tag des Baumes am 25. April rückt alle Bäume in den Mittelpunkt. Durch unterschiedliche Aktionen soll ihre Bedeutung nähergebracht und im Bewusstsein gehalten werden. Verschiedenste Organisationen rufen die Menschen dazu auf, einen Baum zu verschenken, zu pflanzen, zu begießen, zu schützen oder einfach den Lieblingsbaum zu besuchen.