Solveig Michelsen

Reise-, Berge-, Outdoor-Journalistin, Tutzing

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Artikel

Ode an die Lesefreude

Der neueste Besuchermagnet Helsinkis heißt Oodi. Die International Library Association hat sie zur besten neuen Bibliothek des Jahres 2019 gekürt. Auch optisch ist sie ein Hingucker. Doch was haben Roboter, Show-Küchen und 3D-Drucker in einer öffentlichen Bücherei zu suchen?

Seit der Eröffnung im Dezember 2018
haben 2,5 Millionen Menschen der
ungewöhnlichen und innovativen
Bibliothek Oodi einen Besuch abgestattet
– durchschnittlich 10 000 pro Tag.
Eine erstaunliche Menge, selbst für eine derart
attraktive Architektur, wie die Oodi
(deutsch: Ode) sie zu bieten hat. Das Büro
ALA Architects hatte mit seinem Entwurf den
anonymen Wettbewerb gewonnen und anlässlich
des 100. Jahrestages der finnischen
Unabhängigkeit dieses Meisterwerk entwerfen
dürfen.
Der lichtdurchflutete Bau aus schmeichelndem
Holz und Glas verweist gleichzeitig
auf einen Grundwert der Finnen – den
der Gleichheit aller Bürger: Die Dachterrasse
des Gebäudes befindet sich auf gleicher
Höhe wie der Eingang zum gegenüberliegenden
Parlament; außerdem ist die 10 000-
Quadratmeter-Bibliothek barrierefrei und
ebenso auf die besonderen Bedürfnisse von
Familien und Kindern ausgerichtet. Leihmaterial
gibt es in 17 Sprachen, die Bücherregale
sind nicht höher als zwei Meter, dazwischen
dominiert der freie Raum.
»Die Bibliothek soll den Bürgern als Wohnzimmer
dienen, in dem sie sich begegnen
können«, erläutert dazu Sampo Matikainen,
der hier als einer von neun »Media Arbeitern« angestellt ist.
»Der Mensch soll nicht
zwischen Bücherregalen verschwinden.«


mehr zu lesen in: neues deutschland, Wochenendausgabe vom 23./24. November 2019