Sina Horsthemke

Journalistin für Medizin, Sport und Gesellschaft, München

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Pullbacks, Folter, Sklaverei – und die EU zahlt weiter

Eineinhalb Stunden dauerten die Schichten auf dem Peildeck, wo wir mit Ferngläsern nach Schlauchbooten in Seenot Ausschau hielten

Beim Versuch, auf der Flucht das Mittelmeer zu überqueren, sterben jährlich Tausende Menschen. Private Organisationen auf See retten manchen das Leben. Das ganze Ausmaß des politischen Versagens können sie jedoch unmöglich auffangen.

Während ich auf der Brücke der "Humanity 1" diese Zeilen schreibe, kämpft sich das Schiff Richtung Westen. Nicht schnell wegen des Gegenwinds, aber mit einer gewissen Sturheit, wenn ich das so sagen darf. Die Wogen des Mittelmeers, heute tiefblau, tragen schäumende Gischt. Vor vier Wochen hätte mich das seekrank gemacht, doch mein Körper hat sich an das Schwanken gewöhnt. Zwei Meter Wellenhöhe trägt der Kapitän ins Logbuch ein, dann beendet er seine Schicht und übergibt für die nächsten Stunden an den zweiten Offizier.

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