Besucher wundern sich. Seit vier Wochen geht es an einer bestimmten Stelle nicht weiter. Der Grund: Der Nachwuchs eines Uhu-Pärchens macht gerade seine ersten Flugübungen.
„Damit die Gärtner mit ihren Autos dort nicht entlangfahren und Besucher den Weg nicht kreuzen, haben wir die Strecke gesperrt", sagt Lutz Rehkopf, Sprecher des Friedhofs. Wo genau die plüschigen Küken das Fliegen lernen, soll geheim bleiben - damit sie von begeisterten Uhu-Fans nicht gestört werden.
Aber Moment mal. Uhus? Mitten in Hamburg? „Es handelt sich um Hamburgs größte zusammenhängende Grünfläche im Stadtgebiet, deshalb siedeln sich hier viele Tiere an, die die Stadt zurückerobern. Trotz des Autoverkehrs sind sie hier relativ ungestört", sagt Lutz Rehkopf.
Das Gelände umfasst 389 Hektar, damit ist es mehr als doppelt so groß wie der Stadtpark. Etwa 36.000 Bäume gibt es hier - und acht Fledermaus-Arten, darunter die seltenen Wasserfledermäuse und die Breitflügelfledermaus. Nach Einbruch der Dunkelheit sieht man sie über den Friedhof flattern.
Für Brutvögel ist das Reich der Toten, wie eine Studie ergeben hat, ein wertvoller Lebensraum. Die waldartigen Teile des Friedhofs, die vielen Hecken und Büsche sind für sie ideal. Tierfreunde lieben vor allem die Uhus. Bis zu drei Paare leben auf dem Gelände. Sie fühlen sich dort wohl, weil es reichlich Beute gibt. Legendär war ein Weibchen, das Vogel-Liebhaber „Uhuline" getauft hatten. Sie war zutraulich und oft zu sehen. Leider ist sie schon verstorben.
Greifvögel wie Sperber, Habicht und Mäusebussard sind hier ebenfalls zu Hause. Zu den 50 Brutvogelarten auf dem Friedhof gehören auch gefährdete Arten wie der Grünspecht, der Mittelspecht, der Waldkauz und der wunderschöne Eisvogel, den man mit ganz, ganz viel Glück am Teich des Prökelmoors entdecken kann.
Größere Säugetiere huschen auch über das Gelände. Rehe leben dort, Hasen, Igel, Füchse, Maulwürfe, Mauswiesel, Steinmarder und viele mehr. Ob es dort auch Waschbären gibt, darüber sind die Fachleute uneins. Biologen haben seine Spuren gefunden, gesehen wurde er aber noch nicht.
Manchmal gibt es auf dem Friedhof eine tierische Überraschung. „Im vergangenen Jahr wurden Schildkröten am Prökelmoor beobachtet", sagt Friedhof-Sprecher Lutz Rehkopf. Jemand hatte sie dort ausgesetzt. Ihr Schicksal blieb ungeklärt. Vermutlich tragen sie seit dem Winter nicht mehr zu dem tierischen Leben auf dem Friedhof bei.