„Eine neutrale Tüte bitte", heißt das Buch, Untertitel „Menschen im Sexshop". Eine der Episoden ist die des Rockers, der an einem heißen Tag den Laden betritt. Er ist auf der Suche nach einem Korsett für sich. Unter der Lederkluft trägt er einen roten Lackanzug. „Er sagte, dass er sich jeden Tag über sein kleines Geheimnis freue. Von dieser Art von Geheimnissen gibt es viele", sagt die Hamburgerin.
Seit vier Jahren arbeitet Candy Bukowski im SexshopCandy Bukowski ist ihr Künstlername, unter dem sie bereits Bücher veröffentlicht hat. Sie ist eine Frau mit beruhigender Ausstrahlung, man könnte sie sich gut als Psychologin vorstellen. Die Ex-Verlagsmitarbeiterin arbeitet seit vier Jahren in dem Untenrum-Fachgeschäft.
In ihrem Buch schildert sie eine Fülle von unterhaltsamen Erlebnissen. Wie einmal ein Mann eine Brille verlangte, mit der er andere Menschen nackt sehen kann. So etwas gibt es nur im Film. „Von der Idee war er kaum abzubringen", sagt sie.
Dann gab es den Kunden, der SM-Spielzeug, ein Kleid und Stiefel für eine Frau kaufte. Die Frage, welche Größe sie habe, konnte er nicht beantworten - denn er hatte noch keine Frau gefunden, wollte aber schon mal Geschenke in petto haben.
Männer wissen ihre Penisgröße nicht - und messen nachUnd dann gibt es Männer, die einen Penisring kaufen wollen und die Größe nicht wissen. Die schickt sie mit einer Schnur in die Umkleide, zum Messen von Penis und Hoden. Anschließend sollen sie Umfang durch Pi rechnen. „Das sorgt für Verwunderungen, einen Mathe-Exkurs ausgerechnet im Sex-Shop zu erleben", sagt sie.
Trotz der vielen amüsanten Geschichten sagt die 51-Jährige: „Es ist nicht mein Anliegen, mit dem Buch lauter Zoten in die Welt zu schicken - sondern über Menschen und ihre Sexualität zu berichten. Das ist schließlich ein gesellschaftliches Thema."
Im Sexshop erlebt man nämlich auch Berührendes. Ein Mann, dessen Frau verstorben war, kaufte eine Sexpuppe - weil er seine Frau so vermisste und allein nicht schlafen konnte. Eine Mutter kaufte Silikonbrustprothesen für ihre transsexuelle Tochter. „Diese Episoden erzählen alles über die Vielfältigkeit und die Gründe, einen Sexshop zu besuchen. Es sind mehr, als man oberflächlich betrachtet meinen könnte", so Bukowski.
Anzugträger, die in ihrer Mittagspause Pornos kaufenIn die Typologie der Kunden gehören auch betrunkene Junggesellen, aufgeschlossene Paare, staunende Touristen und Anzugträger, die in der Mittagspause Pornos kaufen. Bukowski hat ein Herz für jeden von ihnen. „Jeder ist frei, das zu wählen, was ihn glücklich macht und was der Partnerschaft guttut", sagt sie.
Was sie in dem Job über Menschen gelernt hat? „„In den meisten Menschen steckt ein suchender Kern und eine liebenswerte Seite", sagt sie. Die Autorin findet: „Die Suche nach Sexualität ist die Suche nach einem Anteil von Glück."
„Ich muss ein Vertrauensverhältnis aufbauen"Sie liebt das, was sie tut. Candy Bukowski sagt: „In kürzester Zeit muss ich ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Und dieses Vertrauen zu bekommen, empfinde ich als großes Geschenk."
Lust, mal in ihren Job reinzuhören? Am Sonntag, den 24. Februar liest sie um 16 Uhr in der „Boutique Bizarre" (Reeperbahn 35) aus dem Buch, Eintritt frei.
Das könnte Sie auch interessieren Die Finanzwelt war ihr zu schmutzig Luna (29): Von der Bankerin zum Pornostar Pornostar packt aus Das passierte bei meinem schlimmsten Sex-Dreh Pornostar packt aus So viel Geld gibt's pro Sex-Dreh - und das war meine größte Panne