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Welche Fintechs in Deutschland sind die besten Arbeitgeber?

Ukrainekrieg, Inflation, Zinswende, Krypto-Crash: Der deutsche Fintech-Sektor wurde 2022 durchgeschüttelt wie selten zuvor. Wie geht die Branche ins neue Jahr? Welche Jobs sind zu besetzen, was für Profile werden gesucht, und vor allem: Welche Unternehmen gelten als beste Arbeitgeber?


Unsere Top-10-Liste zeigt die umsatzstärksten deutschen Fintechs, sortiert nach einschlägigen Arbeitgeber-Bewertungen:

 


Größte deutschen Fintechs nach Arbeitgeber-Bewertung


Rang Name Sitz Welche Profile werden gesucht?
1 Raisin Berlin u.a. Product - Business Development - auch Support-Functions (zB HR
2 Scalable Capital München - Berlin u.a. Engineering - Product-Jobs - Capital Markets
3 Auxmoney Düsseldorf u.a. Risk Analyst - Kreditsachberarbeiter - Agile Coach
4 Orderbird Brlin u.a. Tech & Product - Sales & Growth (3) 
5 Mambu Berlin u.a. Tech - Product und Sales (Solutions Architects - Solutions Engineer; Inside Sales Representative - Partner Manager DACH)
6 Ratepay Berlin u.a. Risk Management - Data & Analytics - Business Development - Data Engineers
7 Clark Germany Berlin - Frankfurt - Wien u.a. Kundenberater Versicherungen
8 N26 Berlin u.a. Engineers - Data Scientists - Risk Associates - Product - Supoport-Funktionen
9 Solarisbank Berlin u.a. Banking Operations - Business Operations - Engineering - Information Security - Internal Audit - Regulatory Reporting
10 WeFox Berlin u.a. Engineering - Data - Marketing - Schadenssachbearbeitung - Bürokaufleute - Business Development -Betrugsprävention

Quelle: Recherche von eFinancialCareers zu Fintechs in Deutschland mit Umsätzen von über 10 Mio. Euro, sortiert nach Bewertungen auf Glassdoor (Dezember 2022).
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Ende des Hypergrowth?

„2022 war ein wirklich turbulentes Jahr“, sagt Branchenkennerin Nicole Breforth, ehemalige Kommunikationschefin bei Raisin. Breforth ist seit rund zehn Jahren in und für verschiedene Berliner Fintechs tätig. Sie sagt, dass sich im letzten Jahr einiges verändert habe – „das Hypergrowth ist in vielen Unternehmen nicht mehr erste Priorität, es wurde versucht, den Cashburn zu verringern und es hat in der deutschen Fintech-Landschaft eine Reihe an Entlassungswellen gegeben.“

Ähnlich sieht es auch Susanne Krehl, Gründerin und Geschäftsführerin des Berliner Fintechs Fabit. „2022 haben wir einen Funding Crunch erlebt, VCs haben nicht mehr so viel investiert und das hat vor allem Unternehmen in der Wachstumsphase getroffen.“ Sie erlebe in der Branche aktuell ein „Gesundschrumpfen“: Die Budgets würden auf Profitabilität getrimmt und vor allem in den Support-Funktionen würden Stellen gestrichen. 

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Mitarbeitenden? „Es kommt jetzt mehr denn je auf Culture und Leadership an“, meint Nicole Breforth und verweist darauf, dass Stellenstreichungen häufig mehr Arbeit aber auch kulturelle Herausforderungen wie Unsicherheit, Identifikation und Zusammenhalt für jene bedeuten, die bleiben. Gleichzeitig sei es auch für Unternehmen nicht leicht, sich von Leuten zu trennen, die entwickelt und in die investiert wurde. „Es ist bitter für beide Seiten“, so Breforth. 


Stellenmarkt bleibt dynamisch

Neben der Konsolidierung ist die Branche nach wie vor dabei, „new work“ für sich zu definieren. „Wir erleben bei vielen, dass das Team ein bis zwei Tage pro Woche im Büro zusammenkommt, es gibt aber auch Fintechs, die komplett remote arbeiten“, so Susanne Krehl. Krehl veranstaltet gemeinsam mit Juliane Schmitz-Engels den Berliner Fintech-Stammtisch: Sechs Mal im Jahr bringt sie die Branche zusammen – und das bereits seit 2014. Mit Blick auf 2023 ist sie optimistisch: „Es gibt aktuell wieder viel Aufbruchstimmung“, so Susanne Krehl, „und wir sehen, dass viele neue Themenfelder besetzt werden, von ESG bis zu Financial Literacy.“ 

Und sie ist sicher, dass der Stellenmarkt im Fintech-Bereich an Attraktivität gewinnen wird: „Gute Leute werden immer gesucht“, so Krehl – und das gelte nicht nur für Product- und Engineering-Profile. Genauso wichtig wie die fachliche Qualifikation sei das passende Mindset: „Bei Fabit achten wir im Recruiting darauf, dass Kandidat:innen die großen Zusammenhänge verstehen und sich nicht im Klein-Klein verlieren“, so Krehl.

Ganz generell erlebe sie, dass die frühere Trennung zwischen klassischer Finanzwelt und Fintechs sich immer mehr auflöse, so Krehl: „Wir sehen viele Wechsel zwischen Bank, Fintech und Beratung – da gibt es Übergänge in alle Richtungen.“

Und auch die jüngste Entlassungswelle könnte Chancen bieten: „Ich kenne einige, die Abfindungen bekommen, sich neu orientieren oder sich selbstständig gemacht haben“, so Nicole Breforth. 2023 dürfte in der deutschen Fintech-Welt also einiges in Bewegung sein.


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