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Bewusste Analfixierung

Analvenenthrombosen und Analfissuren sind unangenehm, aber eigentlich keine große Sache.

Von Silvia Silko Illustration: Anna Beil

Hannah ist auf dem Klo in Ohnmacht gefallen, weil die Schmerzen beim Stuhlgang zu heftig waren. Wie kleine Glassplitter an den Innenseiten ihres Darmausgangs, die sich durch Druck noch tiefer in die Schleimhaut bohren - so beschreibt sie das Gefühl, auf die Toilette zu gehen. An besonders schlimmen Tagen liegt sie hinterher weinend auf dem Bett. Sich entleeren, groß müssen, scheißen gehen, abkoten - das begriffliche Spektrum dieses natürlichen Vorgangs ist entweder betont medizinisch oder ordinär. Ausscheidungen des Körpers haftet immer noch ein Tabu an. Vor allem, wenn weiblich gelesene Personen darüber sprechen - denn sie haben sauber und wohlriechend zu sein. Sind sie es nicht, wird Diskretion erwartet. Dabei verbringen alle viel Zeit auf dem Klo: Laut aktuellen Studien sind für die meisten Menschen Darmausscheidungen zwischen drei Mal

am Tag und drei Mal die Woche üblich.

Hannah ist zwanzig Jahre alt, als sie bemerkt, dass etwas nicht stimmt. „Da war ein Fremdkörper an meinem Anus", erinnert sie sich. Eine Analvenenthrombose besteht aus Blutgerinseln in den Venen, die am After entlanglaufen. Kleine Knötchen am Analausgang, die anschwellen. Sie treten plötzlich auf und sind sehr schmerzhaft, gehen aber in den meisten Fällen nach einigen Tagen von selbst weg. Bei Hannah ist das nicht so. „Ich habe das beim Sport, beim Lachen oder wenn ich husten musste, gespürt." Richtig schlimm wird es aber erst ein paar Jahre später, als sich zusätzlich eine Analfissur bildet. Hierbei handelt es sich um Risse am After. Diese kommen häufig vor - etwa zehn Prozent der Pa...

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