8. Oktober 2020 Text und Protokolle: SILKE WEBER Fotos: ROBERT RIEGER
Die Städte sind zu voll und zu teuer. Nicht jeder findet hier mehr Platz. Zusätzlich lassen die heißen Sommer und die Corona-Pandemie die Sehnsucht nach geschützteren Orten wachsen. Und so lockt es viele ins Grüne, nicht bloß in die sogenannten Speckgürtel mit S-Bahn-Anschluss, sondern richtig raus, auf die Dörfer. Lange schienen Stadt und Land getrennte, unvereinbare Welten zu sein. Und jene, die es nur vom Wochenende oder aus dem Urlaub kannten, tendierten dazu, das Leben fern der Metropolen als das gute und einfache zu mystifizieren. Doch die Probleme in der vermeintlichen Idylle waren groß: Die Menschen verließen ihre Heimat auf der Suche nach Arbeit, mancherorts war der Schwund so gewaltig und die Restbevölkerung so stark gealtert, dass kaum noch Hoffnung für die Dörfer bestand. Das Land dünnte aus, die städtischen Zentren explodierten. Doch die Verhältnisse haben sich verändert: Die Dörfer urbanisieren sich; die Digitalisierung hat das Potential, ihnen neues Leben einzuhauchen. Solange es nur Glasfaser neben jeder Milchkanne gibt, muss niemand in die Städte pendeln, das Homeoffice funktioniert überall. Und wenn es im Dorfzentrum ist, kehrt auch das Leben zurück aufs Land.
Hier erproben Städter neue Wohn- und Arbeitsformen und gründen in leerstehenden Höfen Co-Livingund Co-Working-Spaces. Das Berlin Institut hat zusammen mit der Initiative Neuland21 im vergangenen Jahr in der Studie „Urbane Dörfer" untersucht, wie vielfältig Städter digitales Arbeiten aufs Land bringen: „Unsere kleine Farm" im 21. Jahrhundert. Das Coconat im brandenburgischen Bad Belzig, ein ländlicher Co-Working-Space mit Gästehaus, gilt inzwischen als Vorzeigebeispiel. Aber hoffnungsvolle Versuche gibt es von der Nordseeküste bis zu den Alpen.
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