Am Mittwoch vergangener Woche vor dem letzten Rennen der Saison traf sich Haas-Teamchef Günther Steiner (57) mit dem Schumi-Sohn zum Gespräch - und machte Mick klar, dass sein auslaufender Vertrag beim US-Rennstall nicht verlängert wird. Steiner beschreibt später, Mick habe „sehr erwachsen" reagiert.
Überraschend kam das Aus nicht mehr. Der Deutsche war früher am Mittwoch bereits von Laurent Mekies (45) informiert worden, dem stellvertretenden Teamchef und Rennleiter der Scuderia Ferrari, aus dessen Kaderschmiede Mick stammt. Bereits beim Brasilien-Rennen zuvor (13.11.) war die Entscheidung gegen Mick ein offenes Geheimnis im Fahrerlager. Informiert wurde der Deutsche über die Entscheidung offiziell aber erst drei Tage später - als sein Nachfolger Nico Hülkenberg (35) bereits unterschrieben hatte. Steiner: „Sicher hat er etwas geahnt, er lebt ja nicht hinterm Mond."
Es ist eine Trennung, die sich seit dem Spätsommer angedeutet hatte. Wurde Mick hingehalten? Steiner widerspricht im Gespräch mit SPORT BILD: „Wir haben nicht seit drei Monaten rumgespielt, dass wir es wüssten und es ihm nicht sagen. Wir haben lange geschaut, was ist das Beste für uns ist und uns Zeit genommen. Das war kein Hinauszögern."
Die Entscheidung gegen den Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher (53) fiel in den letzten Wochen im Zusammenspiel zwischen Teambesitzer Gene Haas (70) und Teamchef Steiner. Die beiden Bosse ergänzen sich: Haas ist Gründer eines Werkzeugmaschinen-Herstellers, betrachtet den Motorsport eher nüchtern aus geschäftlicher Perspektive und ist auch nicht immer vor Ort. Er war zuletzt bei seinem Heimrennen in Austin/Texas im Oktober an der Strecke. Steiner ist der Mann für die Eindrücke aus der Garage und gilt als der emotionalere Entscheider.
Nach Informationen von SPORT BILD kam es zwischen Haas und der Schumacher-Seite nie zu konkreten Vertragsverhandlungen. Intern heißt es, das Team habe keine falschen Hoffnungen wecken wollen. Im Fahrerlager von Abu Dhabi war zu sehen, dass Mick, der in seinem (vorerst) letzten Formel-1-Rennen auf Platz 16 fuhr, die Entscheidung mit Fassung trug. Er wirkte sogar entspannter als zuvor. Der Druck war weg. Er wirkte aber auch wehmütig. Trost bekam er von Freund und Mentor Sebastian Vettel (35).
Auffällig: In der offiziellen Mitteilung zum Aus wurde Mick nicht zitiert. Bei Haas will man das nicht als Hinweis auf eine belastete Beziehung sehen. Allerdings: Das Verhältnis zwischen der Steiner- und der Mick-Seite war nicht das beste. Mit dem zurückhaltenden und vorsichtigen Schumacher-Sohn und dem temperamentvollen Südtiroler prallen Welten aufeinander.
Ein weiterer Reibungsfaktor: Ralf Schumacher (47). Micks Onkel machte als Experte bei Sky Stimmung gegen Haas. Seit Juni boykottiert Steiner den Sender. Nach dem Brasilien-Rennen attackierte Ralf Schumacher Steiner, warf ihm vor, ein Selbstdarsteller zu sein.Steiner: „Er probiert, einen öffentlichen Kampf hervorzurufen, aber daran habe ich kein Interesse. Ich mache, was ich mache. Er kann sagen, was er will. Ich habe kein Interesse, darauf eine Antwort zu geben, weil ich kein Selbstdarsteller bin."
Im Fahrerlager grüßen sich Schumacher und Steiner nicht. Der Südtiroler stellt klar: „Meine Entscheidung (gegen Mick; d. Red.) wurde durch Ralfs Verhalten nicht beeinflusst."
Wie geht es weiter? Mick könnte kommende Saison Test- und Reservefahrer für Mercedes werden, auch wenn noch nichts unterschrieben ist. Dort wäre der Deutsche dritter Fahrer neben George Russell und dem siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton (37).
Hamilton sagt zu SPORT BILD: „Mick ist ein tolles Talent. Er wäre toll für Mercedes. Er ist ein deutscher Fahrer. Michael und Mercedes waren eng verbunden."Mick selber gibt sich kämpferisch. Nach zwei Jahren in der Königsklasse wisse er jetzt sicher, dass er einen Platz in der Formel 1 verdiene: „Das Thema ist für mich alles andere als abgeschlossen."